Nachdem wir Ostern 2003 einfach mal so nach Kroatien gefahren waren, ging es 2004 einach mal so nach Italien. Ich packte meinen Kram ins Auto, fuhr zu Clarissa, die ihren Kram dazu packte und dann fuhren wir ohne Plan oder Ziel einfach los. Unterwegs nahmen wir alles mit, wie es kam. Und da kam einiges. Zum Beispiel ein unechtes Schloss.
Nachdem wir schon mehrfach dran vorbeigefahren waren, wollten wir uns mal anschaun, was da für ein komisches Pseudoschloss in Seefeld/Tirol steht. Glück gehabt, dass wir überhaupt ins Play Castle rein kamen, eigentlich war hier schon seit mehreren Jahren nichts mehr los. Oder besser gesagt, es ist nie was losgewesen.
1998 wurde das Playcastle als weltweit größtes Spielschloss und DIE Tourismusattraktion von Tirol eröffnet. Entweder hat die Welt den Ruf nicht vernommen, oder das Spielschloss konnte nicht halten, was es von außen versprach: Eineinhalb Jahre später ging das Castle konkurs. Anschließend ruhte es 10 Jahre im Dornröschen-Schlaf und war immer mal wieder sporadisch in Betrieb. Anscheinend ausgerechnet in dem Jahr, als wir dort waren. Von außen sieht das größte Spielschloss der Welt total cool aus, von innen – na ja. Da gibt es schönere Fabrikhallen….
Zuletzt wurde das Schloss 2012 als Event-Location wieder eröffnet und scheiterte erneut. Der letzte Eintrag auf der Facebook Seite ist eine abgesagt Party vom 25. Mai 2013.
Auf der Weiterfahrt kamen wir nach Wattens. Clarissa wusste, dass es hier was Interessantes gab, also schauten wir uns die von André Heller gestalteten Swarowski Kristall-Welten an. Wir hatten ja nichts besseres vor…
Die Swarovski Kristallwelten wurden 1995 zum hundertjährigen Jubiläum der Fa. Swarowski eröffnet. Der Eintritt hat sich gewaschen, aber dafür kriegt man auch das große Funkeln in den Augen.
Konzeptionell gibt es drei verschiedene Bereiche: den (unterirdischen) Riesen, den Garten und den Spielplatz. Es wird also für die ganze Familie was geboten. Wir waren allerdings schon spät dran, deshalb haben wir uns nur die unterirdische Welt des Riesens anschauen können.
Hier gibt es wiederum 16 thematische Wunderkammern zu entdecken. Leider war ich 2004 kameratechnisch noch nicht optimal ausgestattet, sodass die die meisten Bilder verwackelt sind…
Nach Wattens kamen wir in die Berge. Weil es langsam dunkel wurde, und wir ein Übernachtungsplätzchen brauchten, blieben wir einfach frech auf einem Parkplatz stehen. Die Nacht war ein bisschen frisch, aber wir hatten genug Decken dabei. Als wir aufwachten, begann es zu schneien…
Unsere Morgentoilette erledigten wir (mit Zahnbürste und Zahnpasta in der Jackentasche) in Lienz in der Kundentoilette des nächsten Supermarktes. Und weil es sich anbot, blieben wir gleich noch zum Frühstück. Die Osterfahrt 2004 entwickelte sich langsam zu einer lustigen Vagabunden-Tour.
Frisch poliert, gesättigt und rundum zufrieden ging es weiter. Und ich entdeckte meine Leidenschaft für Verkehrsschilder. Bei jedem zweiten Schild hielten wir an. So kamen die ersten hundert Fotos für meine spätere Sammlung zusammen.
Mittags waren wir mitten in den italienischen Alpen und studierten erstmal die Karte, wie es nun weiter gehen sollte. Wir waren nur noch etwas über 100 km von Venedig entfernt, wo ich noch nie war.
Am späten Nachmittag waren wir in Venedig!
Die größte Show war erstmal das Parkhaus. Wir mussten in dem vollgestopften Parkhaus, in dem die Autos teilweise in zweiter und dritter Reihe standen, den Schlüssel stecken lassen. Für den Fall der Fälle, dass das Auto umgeparkt werden muss, wenn jemand rauswill. Mit einem mulmigen Gefühl machten wir uns zum Bootsanleger. Aber als wir am Abend zurückkehrten, war alles noch da.
Venedig war einfach nur großartig! Wir kamen recht spät, wurden dafür aber mit einem wunderbaren Licht belohnt.
Als das Licht „ausging“ verließen wir Venedig wieder.
Leider ist es schwierig, bis unmöglich, in Italien einen geschützten, „kostenlosen Stellplatz“ für die Nacht zu finden. Nachdem wir über eine Stunde erfolglos gesucht hatten, waren wir so müde, dass uns alles egal war. So parkten wir einfach auf einem großen Parkplatz vor einem Restaurant. Es war schon geschlossen und wir waren das einzige Auto, aber es war wirklich nicht der beste Platz.
Gleich im ersten Morgenlicht waren wir wieder weg. Das Osterfrühstück gab’s bei Sonnenaufgang mit Blick aufs Meer.
In Vincenza landeten wir (auf der Suche nach einer Toilette) im nächsten Museum und kombinierten die Zwänge der Natur mit einer Ladung Kultur.
Auf dem Palazzo gab’s anschließend einen Kaffee und wir pflegten das italienische Dolce far niente. Eine wunderbare Sache!
Eine der Sehenswüdigkeiten in Vincenza ist das Theatre Olympico. Es wurde Ende des 16. Jahrhunderts von dem Renaissance Architekten Andrea Palladio erbaut, seinerzeit der erste große Berufsarchitekt.
Das Theatre war das erste, als Theater gebautes Gebäude nach der Antike. Die Bühnenwand ist genial. Durch drei Tore erhält man Einblick in eine imaginäre Kulissenstadt. Der ansteigene Boden und die perspektivisch verkleinerten Häuser vermitteln den Eindruck, als könne man richtig weit in die Stadt reinschaun.
Nach Vincenza wurde es schon wieder Zeit, den Heimweg anzutreten.
Mittagspause in den Bergen… In der Sonne üben wir noch ein bisschen Dolce far niente.
Eremo di San Colombano – die spinnen die Italienier!
Gegen Mitternacht kamen wir in Mittenwald an. Und warum auch immer… statt die letzten 100 km nach Hause zu fahren, beschlossen wir spontan, nicht nach Hause zu fahren, sondern die Nacht auf dem Parkplatz der Karwendelbahn zu verbringen. Wir waren ja inzwischen richtig geübt darin, auf Parkplätzen zu campen. Wir schliefen direkt unter der Seilbahn und hatten eine schöne ungestörte Nacht.
Nach korrektem Frühstück in einem Mittenwalder Hotel, gondelten wir noch ein bisschen kreuz und quer durch die deutschen Alpen zum Walchensee.
Fanden weitere Verkehrsschilder…
… und schauten uns in Kochel am See das Walchensee Kraftwerk an.
Am frühen Nachmittag waren wir wieder zu Hause. Total erledigt, aber glücklich! Es geht doch nichts über eine Abenteuerfahrt!