Wäre ich alleine nach Island gefahren, hätte ich im Auto gecampt. Zusammen mit meinen Eltern in den Mittsiebzigern war diese Form des Reisens natürlich nicht möglich. Wir haben deshalb zusammen mit unserer Fährpassage das Angebot „Ferienhauserlebnis Island“ von Smyril-Line gebucht. Was es inzwischen allerdings nicht mehr zu geben scheint.
Der Grund, warum wir die Schiffspassage und das eigene Auto statt Flug und Mietwagen gewählt haben, war das wir was anderes wollten. Außerdem hatten wir ne Menge Tabletten und Zeugs, die wir nicht so gut in den Koffer gekriegt hätten.
Wenn wir uns selber Ferienhäuser gesucht hätten, wäre es wahrscheinlich günstiger geworden, aber ich fand die Ferienhaus-Suche via Internet sehr schwierig und mühsam. Ich konnte nur wenig Angebote finden. Dazu das Problem, dass die meisten Häuser nur wochenweise vermietet wurden, und wir wollten ja mehrfach wechseln. Da kam das „Ferienhauserlebnis Island“ gerade richtig.
Über den Smyril-Partner Viator Summerhouses hatten wir insgesamt 4 Ferienhäuser (im Nordosten, Nordwesten, Südwesten und Süden) in denen wir jeweils 3-4 Tage verbrachten, bevor es zum nächsten weiterging.
Die Häuser waren dabei so ausgewählt, dass man auf der Fahrt zum nächsten Haus verschiedene isländische Highlights besuchen konnte und auch von den Häusern aus ließen sich viele beliebte Touristenziele wie Thingvellir, Gullfoss, Dettifoss oder die Eislagune im Rahmen eines Tagesausflugs erreichen. Praktisch war dabei, dass alles organisiert war. Einen Monat vor Abreise bekamen wir Infos über die Häuser samt Wegbeschreibung und Tourenvorschlägen. Mein Vater war anschließend tagelang intensiv damit beschäftigt, die Islandkarte zu studieren, nach den Orten zu suchen, wo die Ferienhäuser stehen und die Sightseeing-Vorschläge zu markieren.
Wir hatten uns vorab die Island-Ferdakort im Maßstab 1:600.000 via Amazon bestellt (Preis ist ziemlich der gleiche, wie beim Kauf in Island). Mit der Ferdakort sind wir gut zurecht gekommen, für unsere Reise (vorwiegend auf den Hauptstraßen) war sie perfekt. Einziges kleines Manko, die asphaltierten Straßen haben eine rote Farbe, die Schotterstraßen sind grün/bräunlich eingezeichnet. Das hat bei zwei Farbblinden in der Familie (mein Vater und ich) gelegentlich zu heißen Diskussionen über die zu erwartende Straßenqualität geführt.
Ablauf vor Ort:
Nach der Ankunft in Seydisfjördur, fuhren wir zu der Viator-„Niederlassung“ in Egilsstadir, hier bekamen wir Wäschesäcke mit Bettwäsche, Handtüchern, Geschirrtüchern und Putzlappen und vor allem die Pins der Schlüsselboxen. Die Schlüssel der Häuser waren immer in kleinen Boxen gleich neben der Haustür untergebracht. Durch die richtige Zahlenkombination ließen sie sich öffnen, man kam an den Schlüssel und damit ins Haus.
Falls das jemand liest, der eine ähnliche Reise plant, das Viator Service-Center (so der richtige Name) befindet sich in Egilsstadir in einem Geschäft (Aussehen einer Lagerhalle) mit angekoppelter Wäscherei. Vorne im Laden ist ein Schreibtisch, an dem die Travel-Agentur tätig ist. Hinten im Laden ist eine Großwäscherei. Und im Laden selber gibt es eine lustige Mischung aus Großverbraucher-Reinigungsmitteln und Kaffee, Zutaten zur Schnaps-Herstellung und einer Handarbeitsabteilung mit Wolle und Stickgarn.
Über die Häuser:
Da zitier ich mal aus den Reiseunterlagen von Viator: „Die von uns vermittelten Häuser sind alle in Privatbesitz und deshalb sind Baurart und Einrichtung nicht standardisiert, sondern entsprechen dem persönlichen Geschmack der Besitzer. Bitte denken Sie während Ihres Aufenthaltes daran, dass sie sich in einem Haus einer isländischen Familie befinden, die Ihnen ihr persönliches Eigentum zur Verfügung stellt.“
Es war also jedesmal spannend, wie das nächste Haus wird
Haus Nummer 1:
Unser erstes Haus war ein altes Bauernhaus im Norden von Island. Es lag direkt an der Ringstraße zwischen Myvatn (My = Mücke) und Akureyri. Das Haus hatte riesige 100 Quadratmeter Wohnfläche, eine große Küche, ein großes Wohnzimmer, Esszimmer, 3 Schlafzimmer, Garten viel Ruhe und viel Aussicht. Wir waren begeistert und als wir nach drei Tagen abreisen mussten, richtig traurig, unser schönes Heim verlassen zu müssen 🙁
Aus der Ferne:
Drinnen:
Abenteuerliche Technik…
Wir haben die Anweisung „Don’t touch“ natürlich streng befolgt
Die Aussicht aus dem Garten…
Haus Nummer 2:
Nach 3 Nächten ging es weiter gen Westen. Das zweite Haus war in der Nähe von Borgarnes. Von hier aus sind wir zum Snaefellsjökull gefahren, nach Reykholt und Reykjavik. Das Haus war ein „echtes“ Ferienhaus, sprich, es wurde zu diesem Zweck gebaut. Als wir danach suchten (die Beschreibung war ziemlich konfus, und beschrieb den Weg aus der anderen Richtung) haben uns zwei Isländer beim Finden geholfen und uns erzählt, dass in dieser Region „verdiente“ Isländer (Regierung, Beamte…) günstig Land für ein Ferienhaus kaufen konnten. Auf dem Gebiet befinden sich rechts und links der Ringstraße mehrere kleine Siedlungen. Als wir in unserem Ferienhaus ankamen, war das Nachbarhaus noch bewohnt, am nächsten Tag waren wir die einzigen Gäste in der Siedlung.
Die Häuser haben alle rundum eine große Holzveranda mit viel Ausblick und vorne vor dem Haus einen Hotpot, der aus einer höhergelegenen Verteilerstation bespeist wird. Da Islands größte Heißwasserquelle „Deilhdartunguhver“ ganz in der Nähe ist, denke ich, dass unser Hotpot auch aus dieser Quelle geheizt wurde. Das Haus hatte etwa 60 qm, zwei Schlafzimmer, Bad und eine große Wohnküche samt riesigem Flat-Bildschirm, DVD-Player und einer beeindruckenden Film-Auswahl. Von der Eingangsseite sieht es recht klein aus, aber es war sehr breit.
Aussicht:
In der Ferne sieht man die heißen Quellen dampfen…
Haus Nummer 3:
Das dritte Haus lag in der Nähe der Stadt Selfoss, somit nicht weit vom berühmten Gulllfoss, Thingvellier und den Geysiren. Hier waren wir bei Ankunft etwas deprimiert, weil wir das Gefühl hatten, uns mitten in einer Ferienhaus-Baustelle zu befinden. Die Straße wurde gerade neu gemacht, vorm Haus stand ein Bagger, überall war alles aufgerissen. Zudem mussten wir auf dem Weg zum Haus eine Schranke passieren, die mit einem Schlüssel (befindlich in einer Schlüsselbox am Zaunpfosten) manuell geöffnet wurde.
Nachdem wir uns eingelebt hatten, hat es uns dann aber doch gut gefallen. Das Haus war sehr gemütlich eingerichtet, es gab wieder einen Hotpot vorm Haus. Nur das drumherum war nicht ganz so ansprechend 🙂 Aber wir waren ja auch von den letzten beiden Häusern sehr verwöhnt.
Im Hintergrund sieht man wieder die Knotenpunkte der Wasserleitungen dampfen
Haus Nummer 4:
Das vierte Haus lässt sich sehr schön mit der Textzeile „Und am Ende der Straße steht ein Haus am See“ besingen (Haus am See von Peter Fox). Bis dahin waren es nur wenige Schritte. Was auch Premiere hatte, wir konnten von unserem Haus aus auf eine richtige Ortschaft mit Tankstelle und Supermarkt blicken. Die vorherigen Häuser hatten immer weit ab vom Schuss gelegen.
Der Ort trägt den schönen Namen Kirkjubaejarklaustur (Kirk ju baejar klaustur) und ist der einzige weit und breit. Im Westen ist Vik die nächste Stadt (70 km), im Osten kommt nach 200 km Höfn. Bei Ankunft war das Wetter bombig, über Nacht begann es zu regnen, was den nächsten Tag über anhielt. Abends klarte es zwar auf, aber dafür hatten wir anschließend bei bestem Sonnenschein einen Wind von 20m/sec. Und das ist ganz schön stürmisch. Wir haben die Zeit aber trotzdem gut rumgebracht und zwei tolle Tage in Kirkjubaejarklaustur in dem Haus am See verbracht 🙂
Bevor wir dann am letzten Tag in Seydisfjördir wieder auf die Fähre fuhren, haben wir unsere Wäschesäcke bei Viator abgegeben und dann waren die beiden Wochen Island leider schon wieder zu Ende. 🙁