Als ich nach mehrtägiger Anreise endlich in Andalusien ankam und mein riesiges Ferienhaus im Olivenhain beziehen konnte, hätte ich es fast nicht bezogen. Das Beste, das ich über das Haus sagen kann, die Aussicht ist großartig. Aber das wiegt nicht das Schlimmste auf: zwei angekettete Hunde hinterm Haus, deretwegen ich ernsthaft überlegte, wieder ins Auto einzusteigen und mir in Malaga ein Hotel zu suchen.
Die beiden Hunde (etwas größer als Rossi, beide Rüden), gehören mit zum Ferienhaus, bzw. zum Olivenhain, den sie bewachen sollen. Das machen sie auch ganz toll. Sobald man sich rührt, kläffen sie wie verrückt. Das ist aber nicht das schlimme. Die hängen beide an einer Laufleine, haben einen minimalen Bewegungsradius, wohnen in einem Betonkasten ohne Decke und werden einmal am Tag vom Vermieter mit trockenem BROT!!! gefüttert. Was haben die wohl für eine Lebenserwartung? Da saß ich auf der Terrassenmauer, hab den Hunden beim Heulen zugehört und hätte selbst fast eingestimmt.
Ein dunkles, kaltes Loch…
Das Haus, das im Internet sooo toll aussah. Ich gar nicht so toll. Jedenfalls nicht im Winter. Das Haus hat sehr dicke Wände, winzig kleine Fenster, die durch hölzerne Fensterläden verschlossen sind. Es dringt kaum Tageslicht ins Haus. Das Öffnen der Läden bringt einem zwar etwas mehr Licht, aber sonst nichts. Die Fenster haben in den meisten Zimmern nur ein Gitter, aber keine Scheibe. Also müssen die Fensterläden geschlossen bleiben, außer man friert gerne. Ja und das tu ich gerade. Frieren. Es gibt keine richtige Heizung. So ein kleines Elektrodings soll das Wohnzimmer heizen. Ha ha. In den Schlafzimmern ist ne Klimaanlage, die auch warm kann.
Als dann auch noch der Gasherd streikte (Flasche war nicht aufgedreht) und ich mir nicht mal was kochen konnte, wäre ich wirklich fast auf und davon. Ich hab mir dann aber erst mal ein Brot geschmiert, Rossi und auch seinen neuen Freunden etwas Trockenfutter gegeben. Rossi ist noch nicht überzeugt, dass er die compañeros leiden kann „knurr“ und Schiss hat er auch vor ihnen und umgekehrt ebenso.
Die Begegnung mit meinem Vermieter war auch recht speziell. Er spricht ausschließlich Spanisch. Ich nicht. Aber seine Tochter, die mir noch eine Email in englisch geschickt hatte, zwecks Absprache, dass ich ihn am Ortseingang treffen soll, meinte, er zeigt mir alles und ich versteh es schon… Na ja. Aber wie versteht er mich? Als ich nach den Hunden fragte, sah er da no problema. Ich schon, aber wie sag ich ihm, dass ich nicht mag, was er mit seinen Hunden macht? Und ich hätte auch gerne gefragt, wie ich mit diesem Winzheizkörper die Bude warm kriegen soll. Aber am liebsten hätte ich ihn gleich nach dem er wieder weg war, angerufen (hab die Handynummer) und ihm mitgeteilt, dass ich wieder abreise.
Seine Frau war mit uns im Haus. Auf dem Weg zum Casa im Olivenhain wurde sie noch schnell ins Auto eingeladen. Als sie aus dem Haus kam und ohne in meine Richtung zu schaun, oder gar zu grüßen, zu ihrem Mann ins Auto stieg, war klar, dass sie nicht mag. Ihre einzige Sorge war dann später, dass el perro Rossi bitte nicht auf’s Sofa soll. So hab ich mein erstes spanisches Wort gelernt. „Der Hund“. Das Sofa ist übrigens Sperrmüll reif, da kann el perro auch nichts mehr drann schlecht machen.
In Andalusien ist es fast zwei Stunden länger hell als bei uns. Was von Vorteil ist, weil ich so länger draußen bleiben kann, wo es wärmer ist als drinnen. Trotzdem weiß ich jetzt nicht, was ich mit dem restlichen Abend anfangen soll. Ich bin dick eingemummelt und friere. Außerdem sind die Sitzgelegenheiten in diesem Haus auch schon länger nicht mehr zum Sitzen geeignet. Da war selbst der Hocker im Etap Hotel besser.
Um auch noch was Positives von diesem Tag zu berichten: Die Fahrt war gut, die Straßen sind prima. Das Wetter war auch sehr schön, warm bis 15 Grad. In Granada war ich noch kurz einkaufen, damit wenigstens ein bisschen was essbares im Haus ist, wenn morgen Clarissa und Malis morgen kommen. Sie bleiben drei Tage und fliegen Montag sie wieder zurück. Dann bin ich noch zwei Tage alleine in meinem großen Ferienhaus mit seinen 7 unbewohnbaren stockdunkeln Zimmern, bevor ich mich in mehreren Etappen auf die Heimreise mache.Für meinen Vater hab ich tatsächlich ein ganzes Schweinebeinchen aka Schinken am Stück als Weihnachtsgeschenk besorgt. Ich hatte das eigentlich als Witz gemeint, aber meine Mutter fand die Idee richtig gut. Also hab ich eins gekauft. Preis um die 70 Euro. Ich hoffe, es schmeckt ihm dann auch.
Noch ein paar Fotos von unterwegs
Mann! Bis ich hier angekommen bin und das Haus und die Hunde dahinter gesehen habe, war es ein richtig toller Tag. Iznajar ist übrigens ein sehr hübscher Ort. Weil ich eine halbe Stunde vor meinem Treffen mit dem Vermieter in Iznajar ankam (gutes Timing für die lange Strecke), waren Rossi und ich noch ein bisschen am See spazieren und knipsen.
Zweiter Tag im Olivenhain…
Ich hatte mich wirklich riesig auf das Ferienhaus gefreut und bin so enttäuscht von dem Eiskeller. Zudem ist es heute sehr diesig. Die Sonne kommt nicht richtig durch. Das ist insoweit von Bedeutung, als ich beim Frühstück auf der Terrasse (wo es minimal wärmer ist als im Haus – es sind etwa 8 Grad) ebenfalls friere und eiskalte Finger bekomme.
Gestern Abend hab ich noch Clarissa und Malis informiert, dass sie sich warme Sachen einpacken sollen, damit sie die Nächte in meinem Heim ohne Erfriererscheinungen überstehen. Ich hab die Klimaanlage endlos laufen lassen, damit es wenigstens halbwegs erträglich im Schlafzimmer ist. Ich bin sooo froh, dass ich meine Bettdecke mitgeschleppt habe, das Bettzeugs des Hauses besteht aus einem Fanellbettlaken (immerhin Flanell!) und einer kratzigen Wolldecke. Wahrscheinlich bin ich der erste Wintergast hier oder es hat sich noch keiner vor mir beschwert, wie kalt es ist. Oder glauben die, die Klimaanlage bringt das Schlafzimmer auf Wohlfühltemperatur?
Die Toilette ist übrigens außerhalb des Hauses. Ebenso das Badezimmer. Dafür gibt es davon aber zwei. Das eine befindet sich am hinteren Ende der Terrasse, wo es in den Olivenhain geht. Das andere in einem Vorbau am vorderen Ende der Terasse.
Nachdem ich gestern abend das Licht ausgeschaltet hatte, war es stockdunkel. Aber so was von Stockdunkel! Gelegentlich haben die Hunde angeschlagen, aber ich hab beschlossen, dass das nicht bedeutet, dass jemand mit unlauteren Absichten ums Haus schleicht und ich mir Sorgen machen muss. Für ängstliche Mitmenschen wäre die Übernachtung in diesem Haus wohl nicht das richtige.
In der Hausbeschreibung stand, der nächste Nachbar ist 500 Meter weg. Ich weiß nicht, wer der nächste Nachbar sein soll. Im Olivenhain gegenüber steht eine halbverfallene unbewohnte Ruine. Die ist hoffentlich nicht gemeint. Danach das nächste Haus ist weit außer Sicht und Rufweite. Ich bin aber trotzdem nicht ganz alleine hier. Der Vermieter rödelt in seinem Olivenhain rum und unten an der Staße sind irgendwelche Bauarbeiten in Gang.
Jetzt hab ich die ganze Zeit rumgemeckert, aber ich doh zugeben, dass ich bombig geschlafen habe in dem kalten Kasten. Stockdunkel, kein Lärm und das Klima in diesen dickwandigen Häusern scheint sehr gut zu sein, keine verstopfte Nase wie in den Etap-Hotels.
Rossi ist jedenfalls von unserem Haus im Olivenhain begeistert. Also nicht von den beiden Bellos hinterm Haus. Zu denen ist er ziemlich garstig – er giftet sie regelrecht an und macht einen auf hochnäsig. Aber es macht ihm riesigen Spaß, den Weg runter seinem Ball nachzujagen. Ab und zu landet der Ball auch im Olivenhain und rollt den Abhang runter. Dann sieht man Rossi wie ein Phantom durch die Bäume schießen.
Die beiden Jungs hinterm Haus haben wieder ein bisschen was von Rossis Trockenfutter bekommen und sich ebenfalls wie verrückt gefreut. Ich hab mir die Sache damit schön geredet, dass ich es für die Hunde nichts besser mache, wenn ich abreise. Wenn ich ihnen die Woche, die ich hier bin, ein bisschen Futter zum Aufpäppeln gebe, hilft ihnen das wahrscheinlich mehr.
Der eine der beiden Hunde ist noch ziemlich jung und noch nicht völlig verängstigt. Er versuchte mich vor lauter Freude anzuspringen und kam noch mit seiner Schnauze an meine Hand. Streicheln kann man ihn jedoch nicht. Zuviel Angst. Der ältere ist noch ängstlicher und hält einen großen Sicherheitsabstand. Als er mir eine Kaustange aus der Hand nahm, war er in höchster Fluchtbereitschaft. Aber was freute er sich über die Kaustange. Aufgeregt rannte er mehrere Runden mit der Stange im Maul herum. Warf sie hoch, sammelte sie wieder ein, rannte wieder eine Runde, kaute ein bisschen drauf rum, warf sie hoch…
Ich könnte heulen, so glücklich war er.
Nach dem Frühstück hab ich ein bisschen was von meinem Zeugs aus- und umgepackt und die Dusche ausprobiert, die durch eine Gasflasche warmes Wasser kriegt. Tatsächlich, das Wasser kam heiß aus dem Duschkopf. Danach war mir ein bisschen wärmer.
„Mein“ Heim im Olivenhain liegt etwa auf 850 Meter Höhe und die letzten vier Kilometer hinter Iznajar haben es in sich. Von hier kommend geht es erstmal dermaßen steil den Berg runter, dass man die Talsohle nicht sehen kann, das reinste Achterbahnfeeling. Wenn man nach mehreren Steigungen (eine davon mit 20%) auf den 850 Metern ankommt, hat man das Gefühl, den Himmel erreicht zu haben.
Nach ein bisschen lesen, Rossi belustigen und herumpusseln machte ich mich gegen 16 Uhr auf den Weg nach Malaga, um Clarissa und Malis vom Flughafen abzuholen. Das war natürlich viel zu frühl, der Flieger sollte erst um Mitternacht landen (landete verspätet kurz vor 1) aber ich wollte mir den Weg bei Tageslicht anschaun, damit ich später auch im Dunkeln wieder zurückzufinde. In dieser Hinsicht, war es eine gute Entscheidung, so früh nach Malaga zu fahren. Hinsichtlich der 7 Stunden Warten war es eine doofe Idee.
Für ein Sightseeing in Malaga war es schon zu spät, es dämmerte bereits und die Straßen waren restlos überfüllt. Ich hab mir die Zeit mit ein bisschen Shopping, spazieren und im Auto unter einer Parkplatzlampe lesen vertrieben. Irgendwie wurde es einfach nicht später. Bei Ikea war ich auch noch, von dort kam ich mit einer Flasche Ketchup und Glögg wieder raus. Glögg (noch dazu alkoholfrei) – das hat was, im andalusischen Winter!
Dann saßen wir noch ne Stunde im Flughafen rum, weil der Flieger Verspätung hatte. Rossi fand es da total doof und wollte nicht auf dem kalten Boden in der Wartehalle liegen – was ich verstehen kann. Aber dann endlich waren sie da und Andalusien gleich viel schönerer und das Haus nicht mehr ganz so kalt. Zu dritt friert man einfach besser.