Seit ich im August 2023 unser Wohnmobil gekauft habe, um mit meiner pflegebedürftigen Mutter auf Reisen zu gehen, haben wir 40.000 km abgerissen und 22 Länder bereist. Mittlerweile haben wir mehr als 200 Nächte im Wohnmobil verbracht. Nicht schlecht, oder? Es ist jedoch alles nicht ganz so einfach wie es klingt. Mit Erholung hat es zumindest für mich gar nichts zu tun. Abenteuer, Reisefreuden, was von der Welt sehen – Ja! Aber sich erholen oder ausspannen – NEIN!

Da wir nur zu zweit + Senior Hund unterwegs sind, muss ich ALLES machen und an ALLES denken. Ich trage die ALLEINIGE Verantwortung, muss ALLE Probleme selber lösen und bin für ALLES zuständig: Planung, Einkauf & Packen im Vorfeld. Der tägliche Aufbau, Abbau, Kochen, Abwasch, Putzen, Fahren, Einkaufen, Hunde ausführen (zuletzt hatten wir 2 Hunde dabei) usw. Ich muss mich um ALLES kümmern, was das Auto evtl. haben könnte. Ich kann Niemanden um Rat oder Mithilfe bitten. Dann sind da natürlich auch noch die verschiedenen pflegerischen Aufgaben wie An- und Ausziehen und Waschen / Duschen. Außerdem muss ich meine Mutter bei Laune halten, dass ihr nicht langweilig wird und aufpassen, dass sie ihre Tabletten nimmt und wenigstens einmal am Tag ein paar Schritte spazieren geht. Letzeres ist meist mit längeren Diskussionen verbunden…
Reisen im Wohnmobil mit Pflegegrad 4 und über 90 Jahren ist möglich, aber es ist definitiv anstrengend.

Warum tu ich mir das an? Ich liebe es zu reisen und aktuell hab ich keine andere Möglichkeit, etwas von der Welt zu sehen. Und ich habe, das Glück, dass meine Mutter genauso gerne auf Reisen geht, sonst ginge das alles gar nicht. Zu Hause schaut sie den ganzen Tag Fernsehen, ab und zu rufen mal Verwandte oder Freunde an. Die Situation gefällt ihr nicht besonders und sie fragt tatsächlich ein oder zweimal in der Woche, wann wir wieder auf Reisen gehen. Ihr ist ganz egal, wo es hin geht. Ich könnte sie 24 Stunden nonstop durch die Gegend fahren, sie würde nicht müde werden, aus dem Fenster in die Landschaft zu schaun. Sie liebt das wirklich sehr. Meine Oma war auch so. Muss in der Familie liegen 🙂
Für meine Mutter ist es natürlich auch nicht so einfach…
– sie kann sich im Wohnmobil nicht so gut bewegen.
– Sie hat Probleme von der Sitzbank aufzustehen und in die Sitzbank rein zu rutschen.
– Es gibt zu wenig Haltemöglichkeiten, an denen sie sich ziehen könnte.
– Sie kann sich nicht einfach seitwärts drehen und kommt so schlecht zwischen Tisch und Küchenzeile durch.
– Gleiches Problem beim Betreten des Badezimmers und auf dem Weg zum Bett.
– Eng und schmal und durchschlängeln ist nichts für sie.
– Im Badezimmer stützt sie sich zu stark auf das Kunststoff-Waschbecken, das jetzt schon erste Risse hat.
– Sie hat große Probleme, die eine Stufe in den Fahrerbereich zu bewältigen.
– Gleiches gilt für den Schlafbereich. Die eine Stufe ist anstrengend, obwohl sie gar nicht hoch ist.
– Es fällt ihr schwer, sich auf den Beifahrersitz zu setzen und wieder aufzustehen.
– Trotz Extra Fußtritt hat sie große Probleme, das Wohnmobil überhaupt zu betreten / zu verlassen.
– Größte Aktion ist das Duschen. Das ist immer ein Abenteuer…. Aber davon erzähl ich ein andermal.
Aber wenn ich dann solche Fotos ins Album klebe, dann weiß ich, dass sich die ganzen Strapazen gelohnt haben. Die Erinnerung an viele kleine glückliche Momente sind jede Anstrengung und Mühen wert.

