Als junger Hund hatte mein Rossi ein Autotrauma, das wir in mühevoller Arbeit halbwegs in den Griff bekommen haben. Meistens steigt er freiwillig ein. Aber längere Fahrten hasst er. Um die Weiterfahrt nach einer Pause zu verhindern, hat er verschiedene Sabotagetricks entwickelt.
Trick 1: Verweigern!
Nach Stopps oder Pausen nicht mehr ins Auto einsteigen. Einfach so tun, als ginge es ihn gar nichts an…
NÖ!!!
Hübsch breit irgendwo ablegen und deutlich machen, dass er nicht aufstehen wird! NÖ!
Oder verstecken! Finde den Rossi…
Trick 2: 1001 Vorwand…
Das Gras ist hier schmackhafter als anderswo, wir können noch nicht weiterfahren…
Soviel Müll am Strand – das gehört erst noch aufgeräumt – Rossi der Umweltaktionist. Er schleppt das Zeugs dann wirklich ab!
Trick 3: Selbstfreigabe zur Adopption
Es gibt tausende Menschen, die Rossi gerne mit nach Hause nehmen würden und dann muss er nie nie wieder Auto fahren (glaubt er). Um sich eine neue, autofreie Heimat zu suchen, wirft er sich netten, wildfremden Menschen geradezu vor die Füße.
Wenn du kein Auto hast, könnte dieser kuschelige, anschmiegsame Hund dein neuer bester Freund werden. Please adoptier mich!!! Besonders Franzosen fallen gerne auf diese Nummer rein. Zwar hat noch niemand nach seinen Adoptionspapieren gefragt, aber auf die Weise gelingt es ihm auch immer, die Weiterfahrt hinauszuzögern.
Trick 4: Ball verstecken
Beliebte Methode, wenn abzusehen ist, dass das Ballspiel damit endet, dass er einsteigen und weiterfahren muss. Wann es soweit ist, scheint er anhand von Erfahrungswerten ziemlich gut ermittelt zu haben. Auf einmal gibt er den Ball nicht mehr zum Werfen her. Egal was ich ihm erzähle und egal ob Überrede- oder Befehlston. Nach seinem Gefühl besteht große Gefahr, dass ich den Ball gar nicht mehr werfe, sondern ins Auto packe. Und das bedeutet: ENDE SPASS UND AUTOFAHREN.
Also versteckt er den Ball irgendwo im Gras oder zwischen den Steinen. Meistens krieg ich das Versteck mit, aber manchmal muss ich ihn auch suchen. Und einmal hab ich den Ball – GROSSES DRAMA – vergessen und liegen gelassen.
Am nächsten Tag, 30 km weiter, sollte der Ball mit an den Strand und war nicht mehr da. DRAMA! Rossi hat sich zwar als Muscheltaucher vergnügt, aber tauchen oder ballspielen sind einfach nicht das gleiche.
Also sind wir die 30 km wieder zurück gefahren. Auto auf, Rossi raus – such den Ball. Nach kurzem Nachdenken ist ihm wieder eingefallen, wo er ihn versteckt hat. Guter Hund! Und großes Glück, dass in Norwegen so schnell nichts wegkommt, sonst hätten wir jetzt einen total mauligen Hund!
Ich hab aber natürlich auch verschiedene Gegen-Sabotagetechniken drauf, um Rossi zur Weiterfahrt zu bewegen.
Die Gegensabotage
1. Freundlich warten, dass er einsteigt
2. Lange warten, dass er einsteigt, nicht mehr ganz so freundlich
3. Freundliche Ansprache, du Lieber, du Guter…
4. Komando Einsteigen
5. Auf den Hund zu gehen, dann umdrehen und zurück. Meistens kommt er hinterher. Früher oder später…
6. Hund schnappen und zwangseinsteigen (wenn es eilig ist und gar nichts passiert)
7. Hund bestechen – Käse, Würstchen, Frolic oder getrocknetes Chickenfilet geht immer
8. Hinten einsteigen. Hinten = Wohnen = stehenbleiben, nicht autofahren… Hund steigt ein, Mensch steigt um und fährt.
9. Hund ignorieren, einsteigen, Tür zu und warten bis er nervös wird und doch mit will…
Auf die eine oder andere Weise kommen wir weiter.