Dies ist die beschämende Geschichte, wie mein Hund beinahe zum Hühnerkiller geworden wäre. Hätte er sich doch besser bei seinem Kumpel Casper informiert, dann hätte er gewusst, dass Hund keine Hühner jagen darf. Wie schon berichtet (Wau Wau international) gab es zwischen meinem deutschbellenden Hund und dem schwedischbellenden Caspar keinerlei Erfahrungsaustausch in Sachen gutes Benehmen. Sonst wäre uns das folgende Urlaubsdrama bestimmt erspart geblieben…
Gleich neben unserem Ferienhaus steht der Hühnerstall. Bewohnt von 10 hübschen Hennen und einem Gockel. Solang es hell war, durften die Damen und Herren freilaufend das Gelände nach Leckerbissen absuchen. Wenn es dunkel wurde, gingen sie immer brav in ihren Stall. Die ersten Tage hatte Rossi die Hühner weitestgehend ignoriert, obwohl sie auch in unserem Garten unterwegs waren. Da war ihm sein Ball das Wichtigste, Hühner egal.
Am dritten Tag packte ihn leider das Jagdfieber. Auslöser war Speedy, der mit richtigem Namen Cäsar heißt. Aber ich finde Speedy passt für so einen rasend schnellen Windhund besser. Er brachte Rossi drauf, dass die Jagd nach einem lebenden Objekt viel lustiger ist, als dem Gummiball nachzuhetzen.
Unglaublich, welches Tempo Speedy vorlegte. Rossi machte große Augen und versuchte ihn im gestreckten Galopp einzuholen. Keine Chance. Und hinter Rossi hechelte Casper mit seinen kurzen Beinchen hinterher. Die beiden rannten endlos um die Wette. Als Speedy dann irgendwann nach Hause musste, schaute ihm Rossi bekümmert hinterher. Das war mal eine Sause!
Das muss ihn auf die Idee gebracht haben, das Rennen mit den Hühnern fortzusetzen. (Foto gleiche Hühner, aber zu einem anderen Zeitpunkt)
Und so nahm das Drama seinen Anfang. Rossi mischt die Hühner auf. 10 Hennen und ein Hahn, die panisch auseinander stieben und Rossi mitten im Federgewirr. Aus der Federmasse pickte er sich eine weiße Henne als Jagdobjekt heraus und jagte sie einmal quer durch den Garten und über den Bach. Das Huhn flog wieder zurück auf die andere Seite – glücklicherweise konnte es halbwegs fliegen. Rossi, der mein Brüllen bis dahin komplett ignorierte, rannte zurück über die Brücke damit in meine Arme. Erwischt. Das war knapp. Alle Hühner lebten noch aber…
Fünf verschreckte Hennen, die sich um einen verschreckten Hahn scharen und den sicheren Platz vor dem Wohnhaus nicht mehr verlassen wollen.
Drei in den Hühnerstall geflüchtete Hennen und zwei verschwundene Hühner. Rossis Jagdopfer habe ich zum Glück recht bald gefunden. Die Henne hatte sich Kopf voran halb ins Unterholz am Bach gesteckt. Da hockte sie schockstocksteif und machte einen auf tot. Annja rettete sie aus dem Gestrüpp und trug sie ins Hühnerhaus. Aber eine schwarze Henne blieb verschwunden.
Nach einigem Suchen wurde beschlossen, dass wir die Hühner in Ruhe lassen, bis sie sich wieder beruhigt haben. Wenn es dunkel würde, würden sie schon wieder ins Hühnerhaus gehen. War natürlich nicht so. Als es dämmerte, saßen nur vier Hühner im Hühnerstall. Zwei weitere Hühner und der Gockel waren verschwunden und die anderen hockten nach wie vor vorm Haus und trauten sich nicht auf den Heimweg.
In der zunehmenden Dämmerung waren wir nun mit 5 Leuten auf Hühnersuche bzw. Hühnerrückführung. Einige ließen sich nach Hause treiben, die meisten mussten eingefangen und einzeln zum Hühnerhaus getragen werden. Endlich hatten wir alle gefunden und heimgebracht – bis auf die schwarze Henne. Die war immer noch weg.
Inzwischen war es stockdunkel und Annja versuchte mein schlechtes Gewissen damit zu beruhigen, dass sie sich irgendwo sicher versteckt hat, dass sie nicht in der nächtlichen Kälte erfrieren würde und morgen wieder rauskäme, wenn die anderen Hühner ausschwärmen. Ja und wenn der Fuchs kam?????
Später am Abend wurde doch noch mal mit der Taschenlampe gesucht. Endlich gefunden: Die schwarze Henne hockte unter unserem Ferienhaus und wollte nicht rauskommen. Sie konnte erst am nächsten Morgen dazu überredet werden, als der restliche Hühnerhof an ihrem Versteck vorbei getrieben wurde.
Das Ende der Geschichte: Alle Hühner lebend (Puh), aber schockiert, viel Gesprächsstoff im Hühnerhof, weniger Eier für die nächsten Tage, Rossi mit Leinenzwang rund ums Haus und ich mit einem superschlechten Gewissen. Die armen Hühner :-(((