Schmeck die Welt: Marie Kjeks

Marie ist ein hübscher Name für Kekse, dachte ich und griff zur Packung mit drei Rollen für knapp etwas über einen Euro. Ein unschlagbarer Preis für Norwegen, wo man selbst für einfachstes Gebäck mindestens das doppelte wie bei uns bezahlt. Warum die Kekse so preisgünstig sind, hab ich dann schnell herausgefunden: Da ist nichts hochwertiges drin. Man denke sich einen Leibniz Butterkeks und streiche die Butter aus dem Rezept, dann hat man einen Marie Kjeks.

Die historischen Marie Kekse wurden 1874 von der Londoner Bäckerei Peek Frean anlässlich der Hochzeit von Großherzogin Maria Alexandrovna mit dem ältestens Sohn von Queen Victoria erfunden. Nicht nur Maria war sehr populär, auch ihre Kekse wurden gerne gegessen und machten die Runde. So werden z.B. auch in Spanien und Dänemark Maria/ Marie Kekse geknabbert. Die Rezepte varieren, aber typisch ist die runde Form und ein dekoratives Muster auf der Oberseite.

In Norwegen gibt es Marie Kjeks seit 1900. Damals haben sie bestimmt geschmeckt. Aber die Kekse, die ich gekauft habe, kriegt man nur noch mit Mühe runter. Selbst mein alles fressender Hund Rossi verweigert die Annahme. Ist wahr!

Dafür sind sie perfekt als Schnullerersatz für zahnende Kleinkinder. Auf einem Marie Keks kann man gefühlt eine Stunde rumuckeln, ohne dass er auseinander fällt. Nach einer Stunde hat er dann eine klebrig matschige Konsistenz, die überall an dem Kind pappt – Mund, Finger, Haare, Kleidung… Und wenn man die Speichel-Keksmatsche nicht umgehend vom Kind abwäscht, trocknet sie zu einem erstklasigen Betonersatz.

Hergestellt, wird „das norwegische Original seit 1900“ aus Mehl, Zucker und Palmöl als wichtigste Zutaten. Wobei ich in einem Rezept mit Palmöl doch einen Widerspruch zu der Auslobung „original“ sehe. Oder haben die in Norwegen um 1900 tatsächlich schon industriell mit Palmöl gebacken?

Von den 3 Rollen Marie Kjeks hatte ich nach drei Wochen eine halbe aufgebraucht. Man kriegt die trockenen Dinger einfach nicht runter. Pur sowieso nicht. Aber selbst mit Marmelade, Erdnussbutter oder Nutella drauf oder in den Kaffee getaucht, hat man nach einem Keks genug. Maria Alexandrovna würde weinen, wenn sie wüsste, was die Norweger aus ihren Hochzeitskeksen gemacht haben…

Irgendwann hab ich beim Brotbraten einen Keks in die Pfanne gehaun. Und siehe da, knusprig in Butter gebacken kann man sie doch essen!

Also von den ganz billigen Marie Kjeks-Packungen besser die Finger lassen, da hat man nicht viel Freude dran, außer man will einem schreienden Kleinkind den Mund stopfen oder man braucht auf die Schnelle etwas Beton. Als Survival Gebäck könnte ich sie mir vielleicht auch noch vorstellen. Immerhin besser als auf einem Stück Birkenrinde zu lutschen.

Aber natürlich gibt es Marie Kjeks auch in einer „Deluxe“ Ausführung, erkennbar an der könglich rot-goldenen Verpackungsfolie.

Da kostet eine Rolle dann aber auch soviel wie drei von der Billig-Marie. Dafür werden die Kekse (Neuheit!) jetzt mit Sonnenblumenöl gebacken! Außerdem wird noch mal extra deklariert „uten Palmeolje“ – ohne Palmöl, weil es gut für Maries Image ist.

Unglaublich aber wahr, deluxe und mit Sonnenblumenöl sind die Kekse genießbar. Sie sind knuspriger, man muss sie nicht 30 Minuten lang einspeicheln und sie kleben auch nicht im Mund fest. Allesfresser Rossi mag sie!!!

Da frag ich mich nun doch…
… wann haben die Marie Bäcker angefangen in das norwegische Original von 1900 Palmöl reinzuhaun?
… Wieso durften sie Marie weiterhin als original deklarieren?
… Wieso verkaufen sie Kekse mit einer ungenießbaren Rezeptur?
… Wer außer verzweifelten Müttern von dauerschreienden Kindern kauft die Kekse überhaupt?
… Wieso sind die mit der ungenießbaren Palmöl Marie nicht längst pleite gegangen?

Marie, Marie…

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