Aus irgendeinem Grund hatte ich mir die Insel Westray ausgesucht, für den Fall der Fälle, dass ich noch eine weitere Insel ausser Orkney-Mainland besuche. Schon zu Hause hatte ich mir das überlegt. Wahrscheinlich wegen der Aussicht, dort auf Puffins zu treffen. Dafür wär ich sonst wohin gefahren.
Der aktive Anstoß zum Inselhopping kam dann aber von den beiden Briten auf dem Campingplatz, mit denen ich die letzten Abende in der „Lounge“ (so nennt sich der Camingplatz-Aufenthaltsraum mit 6 Sesseln und Fernseher) verbracht habe, und die jeden Tag zu einer anderen Insel übersetzten und begeistert wieder kamen. Da keimte der Gedanke wieder auf, ich könnte doch nach Westray fahren…
Also gleich in der Früh zum Ableger nach Kirkwall und dann Juchee, auf die See. Die Kosten lagen (mit Auto) bei rund 50 Pfund. Die Überfahrt dauert etwa 1,5 Stunden und geht an vielen kleinen und größeren Orkney Inseln vorbei. Theoretisch hat man gute Chancen bei der Fahrt Orcawale oder Flaschennasen-Delphine zu treffen. Hab ich aber nicht.
Auf dem nächsten Bild ist die Insel Shapinsay zu sehen mit dem Balfour Castle.
Die Fahrt nach Westray war phasenweise hübsch wild. Zwischen den Inseln gibt es heftige Strömungen. Man sieht richtige Schnittkanten: Ab hier betreten Sie die Wildwasser-Fahrbahn. In so einem Abschnitt hatten wir plötzlich meterhohe Wellen und es hat einem bei der Abwärtsfahrt schier die Füße weggezogen. Zum Glück waren wir da nach 20 Minuten durch. Ich war auf alle Fälle sehr froh, dass ich auf der solide wirkenenden Fähre und nicht in diesem kleinen Schaukelding saß.
Aufs Segeln würde ich auch dankend verzichten. Im Hintergrund sieht man so ein Wellental
Pläne für meinen Westray-Besuch hatte ich keine besonderen, außer die Puffins besuchen natürlich. Ich hab sie besucht und fotografiert – über mehrere Stunden. Auf alle Fälle – allein wegen der Puffins hat sich der Ausflug nach Westray gelohnt!
Das Postamt von Westray steht irgendwo mitten in der Pampa
Genauso wie die Telefonzentrale
Als meine Speicherkarte voll war und ich keine weiteren Puffinsbilder mehr machen konnte, hab ich mich schweren Herzens wieder von ihnen losgerissen und mich zur weiteren Inselerkundung aufgemacht. In der Tourismusbroschüre von Westray steht sehr anschaulich beschrieben, dass die Insel eine einzige große Farm ist und man sich entsprechend verhalten soll – Achtung Kühe und Schafe
In besagter Broschüre steht unter anderem auch, dass man auf dem Rücken liegenden Schafen wieder auf die Füße helfen möge. Ich war also auf alles vorbereitet. Hatte aber weder Kuh noch Schafkontakt.
Der Westray-Folder empfiehlt 5 verschiedene guided Walks. Nummer 5 ist ein Rundweg entlang der Puffinswohnungen. Da war ich. Nummer 4 geht nach Tuquoy and Mae Sand. In der Tuquoy Bucht gibt es eine alte Kirchenruine (Wikinger?) und Mae Sand wird wegen der „curious wind-sculpted sand dunes“ besucht – kann ich nicht richtig übersetzen. Die schienen mir sehr fotogen, deshalb wollte ich hin. Bin aber nie angekommen…
Der Weg dorthin war nicht wirklich ein Weg. Er war von Kaninchenlöchern durchzogen und so zugewachsen, dass er gar nicht mehr als Weg erkennbar war. Siehe nächstes Bild. Das Foto hab ich auf dem Rückweg gemacht, zu einem Zeitpunkt, als ich nach 2 Stunden Rumgestolpere ziemlich schlechte Laune hatte. Wer den Weg vor lauter Wegbepflanzung nicht entdeckt, er befindet sich zwischen dem Zaun links und der Wasserkante rechts. 1,5 km ging es durch meterhohes Gestrüpp – Gras, Brennesseln, Disteln Herkules-Stauden, Angelika…? Da blieb nur Arme hoch, um da unbeschadet durchzukommen.
Als ich die Kirchenruine endlich erreichte, war mir die Lust auf auf den tollen Strand bereits vergangen. Der weitere Weg war mir zu mühsam. Eigentlich hätte ich über einen Rundweg zurück zum Ausgangspunkt gehen können. Aber es gab es keine Markierungen und ich wollte nicht endlos zwischen den Kuhweiden herumirren. Also den ganzen Weg wieder zurück.
Die Kirchenruine fand ich jetzt nicht so sonderlich interessant. Aber ich hatte zu dem Zeitpunkt auch ziemlich schlechte Laune. Diese negative Energie muss sich auf die Kamera übertragen haben, die paar Fotos, die ich gemacht habe, sind alle grau und farblos…
Ich habe irgendwas gelesen, dass noch Grabstellen aus der Wikingerzeit da sind, hab aber nicht danach gesucht…
Nachdem ich zum Auto zurückgestolpert war, wollte ich am Noup Head Loop wieder gute Laune tanken (Seehundkolonie unterhalb der Steilküste). Aber gut 3 km vor dem Ziel war der Weg durch ein Gatter versperrt und ich war mir nicht sicher, ob ich es öffnen und durchfahren kann, oder ob die Straße ab hier nur zu Fuß genutzt werden darf.
Da mir die Füße nach dem Kaninchenlochgestolpere ziemlich weh taten und ein eklig kalter Wind aufgekommen war, hab ich den Noup Head Loop kurzerhand vom Programm gestrichen. Und meinen usprünglichen Plan, über Nacht auf Westray zu bleiben, gleich mit. Ich wollte wieder auf meinem schönen Campingplatz in Stromness übernachten.
Also Gaspedal durchgetreten und zurück zum Fähranleger. Ich kam 15 Minuten vor Abfahrt an und hatte das Glück, dass sie mich als LETZTES! Auto noch mit auf die Fähre genommen haben, obwohl meine Buchung für den nächsten Tag gewesen wäre.
Es war richtig schön, als wir wieder in Kirkwall ankamen. Die Sonne schien – und kaum Wind…
So war es nach mehreren Tagen tatsächlich mal möglich, den Campingkocher anzuwerfen und was zu kochen. Hausputz hab ich bei der Gelegenheit auch gleich gemacht… Der Hocker ist echt ein perfektes Camping-Möbel. Den werd ich künftig immer mitnehmen!