Manche Leute lieben Camping, andere finden es gräßlich. Wer nicht ins Hotel will, kann in Neuseeland bei sogenannten Backpackern übernachten, eine Art private Jugendherberge für Rucksackreisende. Ich persönlich ziehe zwar Camping vor, aber beides hat seine Vor- und Nachteile.
Bis dato war ich viermal in Neuseeland. Bei meiner ersten Reise Ende 1999 hatte ich einen wunderbaren luxuriösen Campervan. Da war alles drin und die Übernachtungsfrage war damit eh schon geklärt – Campingplatz. In Neuseeland ist wildcampen zwar erlaubt, aber irgendwie wollte ich nicht auf den Luxus einer Steckdose und sanitärer Anlagen verzichten.
Die Campingplätze sind in Neuseeland durchweg prima, es gibt natürlich auch nicht so tolle, aber so ist es ja überall auf der Welt. Sehr positiv ist zum Beispiel, dass sie fast alle eine Gemeinschaftsküche und einen Aufenthaltsraum haben. Das wissen vor allem die Leute zu schätzen, die mit dem Zelt unterwegs sind und bei Regen nicht den ganzen Tag zusammengekauert mit klappernden Zähnen im Zelt hocken wollen. Solche Räumlichkeiten würde ich mir auch sehr für die Campingplätze in Schottland wünschen ;-))
Die Gemeinschaftsküche ist eine wunderbare Sache. Man schaut ein bisschen in die Töpfe der anderen, was die Kiwis so kochen, kommt beim Gemüse schnibbeln ins Gespräch, kann sich zur Not ein bisschen Salz leihen und findet auch beim Essen Gesellschaft, wenn man möchte. Die nächsten beiden Fotos (von der Reise mit meinen Eltern 2004) zeigen noch sehr leere Räumlichkeiten. Wir waren in der Vorsaison unterwegs und hatten diesen Campingplatz fast für uns alleine. Später wurde es voller.
Noch ein Beispiel für ein „Küchenhaus“.
Neben den klassischen Stellplätzen für Caravan und Zelt vermieten auch viele Campingplätze feststehende Wohnwagen oder Cabins. Manche haben auch (Einzel) Zimmer oder einen Schlafsaal mit mehreren Betten (dorm room) in einem extra Gebäude. Man muss also nicht zwingend im Zelt oder Wohnmobil auf einem Campsite übernachten.
Das beste an einem Campingplatz ist auf alle Fälle, dass du hier echte Einheimische kennenlernst, die genau wie du Urlaub machen. Außerdem liegen die meisten Campsites direkt am Meer oder einem anderen Gewässer.
Bei meiner zweiten Neuseelandreise war ich mit einem gemieteten PKW (Toyota) unterwegs und musste mir was anderes in Sachen Übernachtung überlegen. Die erste Nacht hab ich irgendwo in der Pampa auf der Isomatte neben dem Auto im Freien geschlafen. Geht auch und war mal eine interessante Erfahrung, aber das musste ich nicht den ganzen Urlaub haben. Als es im Walmart ein Zelt für 15 Dollar gab, hab ich zugeschlagen. Natürlich war die Qualität dem Preis entsprechend. Das Ding war nicht nur sehr fadenscheinig, ihm fehlte auch eine Stange, sodass es total krumm und schief da stand. Das ging nur bei sehr gutem Wetter
Ich hab es später einer Deutschen geschenkt, die noch sparsamer war als ich und meinte, dass sie mit dem krummen Ding schon klar kommt ;-)) Einige Nächte hab ich auch in mietbaren Cabins und Wohnwagen verbracht. Aber der letzte Wohnwagen war ein richtig heruntergekommenes Drecksdings. Nachdem ich den ganzen Tag in den Klippen nach Paua Shells gesucht und sie auf dem Campingplatz gereinigt hatte, hatte ich Abends keine Lust mehr auf die Gammelbude, in der es nicht nur ungemütlich, sondern auch verdammt kalt war.
Da ich am Nachmittag einen Deutschen getroffen hatte, der mich in seinen Backpacker next town eingeladen hatte und ich nur ein paar Pfund für den Wohnwagen bezahlt hatte, hab ich alles gepackt und bin abends wieder abgereist.
Nach den vorherigen abenteuerlichen Nächten war die Nacht in dem Backpacker einfach herrlich – ein richtiges Bett, ein warmes Zimmer, Dusche und Klo dicht bei, man konnte telefonieren, es gab Fernsehen… Es war fast wie daheim. Weil es mir so gut gefiel, bin ich gleich zum nächsten Backpacker weiter getravelt. In Tauranga blieb ich entgegen meiner normalen Reisegewohnheiten gleich mehrere Tage. Da gefiel es mir sehr gut und ich hatte mich mit ein paar Leuten angefreundet. Wir verstanden uns auf Anhieb gut, waren zusammen auf einem missglückten „Swim with Dolphins“-Segelturn („missglückt“ wegen sehr rauer See und fehlenden Schwimmpartnern) und sind später mit meinem Auto zur Coromandel weitergereist.
Bei dem Backpacker gab es gemischte dorm rooms. Wenn man morgens aufwachte, wusste man meist nicht so genau, mit wem man die Nacht verbracht hatte, weil einige erst spät in der Nacht auftauchten oder schon frühmorgens verschwunden waren. Das war wirklich alles okay, aber in einem Backpacker übernachten praktisch keine Einheimischen. Nicht mal das Personal kam aus Neuseeland, es waren alles Weltreisende, die irgendwann für eine Nacht kamen und dann ein paar Wochen oder Monate zu neuen Mitarbeitern wurden, um sich die weitere Reise zu finanzieren.
Es war sehr sehr nett und ich hatte viel Spaß. Aber ich hatte nicht mehr das Gefühl, dass ich in Neuseeland bin, sondern irgendwo in einer internationalen Studenten-WG. Ziemlich freacky fand ich vor allem die Engländer, die am späten Nachmittag aufstanden, bis Abends vor dem Fernseher hingen und dann in der Nacht los tingelten, um in der Stadt Party zu machen. Na ja gut, wenn es ihnen Spaß macht. Aber muss ich dafür einmal um die halbe Welt reisen? Was für ein ungelebtes Abenteuer… meine Meinung!
Cathy, eine von meinen englischen Backpacker-Freundinnen war vor allem deshalb nach Neuseeland gereist, um hier zu surfen. Abgesehen vom Strand in Tauranga hatte sie noch nicht sonderlich viel von Neuseeland gesehen. Ich hab sie aus Tauranga abgeschleppt und sie hat dann doch noch ein bisschen was von Neuseeland zu sehen gekriegt.
Im Vorfeld meiner zweiten Neuseeland Reise hatte ich mir über ICQ ein paar „Freunde“ in Neuseeland gesucht. Zwei davon haben mich eingeladen, sie zu besuchen. Die Kontakte halten bis heute, also seit knapp 20 Jahren. Über den Besuch bei Hugh und Julie auf ihrer Schafsfarm muss ich mal an anderer Stelle ausführlicher berichten, das war einzigartig und Neuseeland pur.
Kommen wir zu meiner dritten Reise. Da ging anfangs einiges schief. Beim Stoppover in Malaysia wurde meine Creditcard eingezogen, nachdem ich die falsche Pin eingegeben hatte. So kam ich in Neuseeland an und konnte kein Auto mieten. Ohne Creditcard bekommt man keins. Blieb Busfahren (Och nö, auch wenn ich gehört hab, dass das in Neuseeland toll sein soll) trampen (nee!) oder ein Auto kaufen.
Das hab ich gemacht. Geld mit der EC-Karte abheben konnte ich noch. Für 2.000 Neuseeland Dollar, rund 1.000 Euro, hab ich mir einen weißen Commodore gekauft. Das ging ganz einfach, Geld bezahlt, Papiere unterschrieben und ich war Autobesitzer. Ich weiß nicht, ob es heute immer noch so einfach geht, aber ich konnte auch ohne festen Wohnsitz Autobesitzer in Neuseeland werden. Ich musste nicht mal eine Versicherung abschließen. War freiwillig! Heute würde ich das wahrscheinlich tun, aber damals war ich so von meiner souveränen Fahrweise überzeugt, dass ich keine Versicherung abgeschlossen habe.
Nun hatte ich also ein Auto. Für vier Wochen lohnt es sich eigentlich nicht, ein Auto zu kaufen, aber ich hatte keine Alternative. Ich konnte es nach meiner Reise für 500 Dollar wieder verkaufen, wobei es nicht ganz einfach war, einen Händler zu finden, der es haben wollte. Für 4 Wochen Autofahren hab ich also 1.500 Dollar bezahlt. So viel hätte ich in etwa auch für einen Mietwagen bezahlt. Einen großen Vorteil hatte das eigene Auto aber gegenüber dem Mietwagen, ich durfte ALLE Wege fahren. Bei einem Mietwagen gibt es einige Strecken (verschiedene Gravelroads), die tabu sind. So bin ich da auch mal hingekommen.
Diesmal hatte ich ein richtig gutes Zelt dabei und die Absicht, wieder zu campen. Als ich Auckland verließ und bei einem Secondhand-Laden eine Matratze vor der Tür sah, hab ich sie für 10 Dollar gekauft und ins Auto gepackt. Schon hatte ich mein Bett im Auto. Später kam noch ein 5 Dollar Plastikstuhl von Walmart dazu – fertig war meine Camping-Ausstattung.
Teilweise war ich auf Campingplätzen, hab das Zelt aufgebaut und die Matratze reingewuchtet – Clamping vom Feinsten! Teilweise hab ich irgendwo in der Pampa im Auto geschlafen.
Tageweise war ich auch mit Rucksack auf Tracks unterwegs und hab im Busch gezeltet. Und ein paar herrliche Nächte hatte ich außerdem wieder bei meinen Freunden in Auckland und auf der Farm. In Whangarei hab ich später auch noch den dritten von meinen ICQ-Freunden kennengelernt. Alles total liebe Leute!
Nein, in dem Hüttchen hab ich nicht geschlafen, ich hab es nur einen Tag als Sonnenschutz am Strand genutzt
Die vierte Neuseeland-Reise (2004) hatte ich eigentlich gar nicht geplant. Meine Eltern hatten nach meinen Berichten und Fotos plötzlich den Beschluss gefasst, dass sie mit fast 70 das Abenteuer wagen wollten, auf nach Neuseeland. So kam ich das vierte mal nach Downunder.
Wir hatten wieder einen Campervan. Gut war, dass das Ding drei vordere Plätze hatte, sodass wir, wenn auch beengt, alle vorne fahren konnten.
Schlecht war, dass es für drei Erwachsene zum Schlafen zu klein war. Eine Nacht haben wir zu dritt drin geschlafen, aber da haben die Ölsardinen in ihrer Büchse deutlich mehr Platz.
Die anderen Nächte haben meine Eltern alleine im Camper geschlafen und ich bin in einem Zimmer oder Cabin untergekommen. Später haben wir dann alle drei in Cabins geschlafen.
Die Ausstattung der Cabins reicht von minimal (Bett, Tisch, Stühle)
bis zur Luxusvariante mit mehren Zimmern, Küche, Bad und Terrasse.
Also Fazit, für mich lieber den Campingplatz als den Backpacker 🙂