Plötzlich war es schon der 6. Tag auf Orkney, und damit mein letzter. Nachdem ich mich massiv mit dem Virus „Mittel-Steinzeit, Jungsteinzeit, Bronze- und Eisenzeit“ infiziert hatte, standen für den letzten Tag unbedingt noch der Besuch von Skara Brae und Tomb of the Eagles auf dem Programm.
Skara Brae ist eine Siedlung aus der Jungsteinzeit, datiert auf 3.200 bis 2.200 vor Chr. Die Siedlung war Jahrhunderte/Jahrtausende unter Sanddünen begraben, bis sie 1850 nach einem heftigen Sturm zufällig entdeckt wurde. Dadurch, dass sie so lange Jahre vom Sand begraben war, ist die Siedlung noch heute in einem hervorragenden Zustand.
Bevor ich nach Orkney kam, hat mich die Steinzeit, egal welche Ära, herzlich wenig interessiert. Aber wenn man nach Skara Brae kommt, ist man plötzlich mittendrin in der Vergangenheit und fühlt sich den Steinzeitlern ganz nahe. Ich war jedenfalls total fasziniert. Zudem war gerade ein äußerst engagierter Archäologe mit einer Gruppe unterwegs und erzählte so fesselnd vom frühen Leben in Skara Bra, dass ich am liebsten gleich nach weiteren Siedlungen gegraben hätte.
Acht Häuser, die durch schmale Gänge miteinander verbunden sind, wurden bei den archäologischen Grabungen freigelegt. Sieben davon waren Wohnhäuser. Sie sind mit steinernen Sitzgelegenheiten, Schlafkammern und einer Art Schrank ausgestattet. Das achte Haus ist in kleine Areale unterteilt, man vermutet, dass es eine Art Werkstatt war.
Ich zitiere mal sinngemäß den Archäologen, so gut ich es in Erinnerung habe. „Orkney war für die Menschen damals wie ein Land, wo Milch und Honig fließen – a land of plenty – Es gab Fisch und Wild, es konnte Getreide angebaut werden und sie hielten Kühe, Schafe und Schweine. Sie saßen allerdings auch von Oktober bis April in ihren Häusern fest, in denen sie sich nur in gebückter Haltung bewegen konnten. Draußen tobten Wind und Wetter und die See war so stürmisch, dass sie beim Fischen in den meterhohen Wellen ertrunken wären. Eigentlich kein Ort zum Leben, aber durch den Goldstrom ist das Klima dann doch nicht sooo kalt (erinnerte mich an Island – da ist es ja auch wärmer, als man denkt…).
Am besten gefiel mir seine Geschichte, dass die frühen Orkney-Bewohner nach Stonehenge in Süd-England gereist sind, um dort mit den anderen ne fette „Party“ zu machen. Das war seine Interpretation der orknischen Schweineknochen-Funde, bei Stonehenge.
Trotz der Forschungen sind noch viele Rätsel um Skara Brae offen. Man weiss nicht, welche Sprache die Menschen gesprochen haben und warum sie aus Skara Brae verschwunden sind. Wenn ich es richtig verstanden habe, weiss man auch nicht so richtig, wo sie überhaupt hergekommen sind und über ihre Sitten und Gebräuche ist auch so gut wie nix bekannt. Da ist z.b. die Sache mit den Steinkreisen, was wurde da getrieben? Welchen Zweck erfüllten sie?
Abgesehen von Skara Brae, den ganzen Grabkammern und den anderen frühzeitlichen Siedlungen, die bisher auf Orkney ausgegraben wurden, gibt es noch 70 weitere archaeologisch interessante Plätze, die nur darauf warten, dass sie jemand erforscht. Problem ist lediglich, dass es an Geldern dafür fehlt.
Wer was über die Steinzeit, die Bronze- und Eisenzeit wissen möchte, muss auf alle Fälle nach Orkney, ich wüsste keinen besseren Ort, wo man so komprimiert so viel besichtigen kann.
Im Eintrittspreis von Skara Brae ist auch der Besuch von Skaill House inbegriffen. Das Herrenhaus wurde 1620 gebaut. Nach umfangreicheren Renovierungsarbeiten ist es seit einigen Jahren zur Besichtigung freigegeben. Außerdem gibt es im Haus zwei Ferienwohnungen und es kann für Hochzeiten und andere Feierlichkeiten gemietet werden.
Man sollte als Übernachtungsgast allerdings kein Schisser sein, angeblich spukt es in Skaill House. Angestellte und Besucher wollen verschiedene spooky Erlebnisse gehabt haben. Feriengäste haben angeblich erlebt, dass aus nicht erklärlichen Gründen Sachen umgestellt waren. Einmal soll sich sogar ein Gegenstand von selbst bewegt haben. Auch im Haupthaus gab es Geister Sichtungen, so hat die Managerin von Skaill House die Reflection eines großen Mannes mit dunkeln Haaren im Shop gesehen. Man suchte und fand nichts. Außerdem wird von merkwürdigen Geräuschen und Gerüchen berichtet, oder Türen, die sich von selbst öffnen/schließen… Hört sich nach aufregenden Ferien an
Der Garten ist höchst interesant mit einem versenkten Garten.
Fotografieren wurde nicht ausdrücklich verboten, ich denke, es war erlaubt, weil ja auch Feriengäste im Haus sind, oder bei Hochzeiten fotografiert wird.
Der rote Filz steht dem Tiger gut
Frau trug damals noch nen ganzen toten Fuchs um den Hals…
Es war übrigens William Watt, der 7. Laird of Skaill House, der Skara Brae 1850 nach einem heftigen Sturm entdeckte. Er hat die ersten vier der acht Häuser ausgegraben. Das Foto zeigt spätere Grabungen in Skara Brae.
Spooky, wer hat den Stein da hingelegt?
Draußen lauern ganz andere Gefahren