Auf der Insel Fetlar wohnen um die 60 Menschen und Millionen Vögel. Man kann hier 90% der in Großbritannien vorkommenden Seevögelarten antreffen, wenn sie zum Brüten herkommen. Ein absolutes Paradies für Ornithologen. Klang gut – also hin. Ich erhoffte mir von Fetlar eine weitere Begegnung mit den süßen Puffins und vielleicht auch mit Seehunden und Ottern?
Um nach Fetlar zu gelangen, muss man zunächst von Shetland Mainland zur Insel Yell übersetzen, einmal über die Insel Yell bis zum nächsten Hafen fahren und dann hop auf die Fähre nach Fetlar.
Viele der Shettys wohnen an total abgelegenen Orten auf kleinen Inseln abseits von Shetland Mainland. Damit sie nicht völlig von der Welt abgeschnitten sind und zur Hauptinsel abwandern, werden auch die kleinen Inseln wie Fetlar fast im stündlichen Turnus von den Fähren angefahren. Einige der Fähren sind komplett umsonst, andere kosten was, aber nicht viel. Was ich außerdem sehr sympathisch finde, in den kleinen Häfen gibt es kostenloses Shetland W-Lan.
Ich fuhr also einmal auf der Hauptstraße über die Insel Yell und war nach einer halben Stunde am Ende angelangt. Viel von Yell gesehen hatte ich dabei nicht, aber ich konnte aber feststellen, dass die schönen alten Häuser von den Kühen kaputt gemacht werden.
Es war richtig warm und sonnig, als ich im Hafen auf die Fähre nach Fetlar wartete. 16 Grad bei leichtem Wind. Man konnte es gut im T-Shirt aushalten. Ein paar Schafe kamen angerannt und es sah aus, als wollten sie ebenfalls mit nach Fetlar. Aber sie schauten nur zu, wie die Autos verladen wurden und machten sich dann wieder vom Acker.
Die Überfahrt dauerte knapp eine halbe Stunde. In Ermangelung weiterer Pläne, was ich auf Fetlar anstelle, ging ich erstmal an den Strand.
Ich traf eine größere Herde Shetland Ponys….
… und vertiefte meine Bekanntschaft mit den arktischen Seeschwalben – auf Englisch kurz Tern genannt.
Sie sind Bodenbrüter und ich versteh schon, dass sie sauer werden, wenn da irgendwelche Leute in ihrer Kinderstube herumspazieren. Aber müssen sie denn gleich so motzig werden? Wer schon mal Terns getroffen hat, dem erzähl ich nichts Neues. Für die anderen folgende Info: Die hübschen Vögelchens attackieren aus der Luft sämtliche Eindringlinge, die sich ihren Brutstätten nähern. Und zwar schon, bevor man überhaupt nur in die Nähe kommt und egal ob Zwei- oder Vierbeiner.
Während der nächsten Tage lernte ich ihre markanten Schreie gut kennen aber nicht sonderlich lieben. Och nee, nicht die schon wieder die! Sie umkreisen die Eindringlinge zunächst aus größerem Abstand, dann beginnen sie ihre Attacken, kommen immer tiefer runter und hacken dann auch schon mal auf den Kopf. Nicht sehr angenehm. Außerdem entsorgen sie ihre Verdauung auf den Eindringlingen. Sie scheißen einem eiskalt und treffsicher auf den Kopf – genau das hat diese auch getan.
Irgendwo hatte ich gelesen, dass sie immer den höchsten Punkt angreifen. Um sie sich vom Leibe zu halten, sollte man einen Angriffspunkt schaffen, der höher als der Kopf ist. Tern-Knigge für Anfänger sozusagen. Ich zog mir nach der Attacke erstmal eine Kaputzenjacke an, damit nicht noch mehr Schiet in meinen Haaren landet. Außerdem schnallte ich mir den Rucksack auf und steckte die Angelrute rein, um besagten erhöhten Angriffspunkt zu schaffen. Das klappte auch ganz gut, sie umkreisten mich weiter, kamen aber nicht mehr so dicht runter.
Diese Burschen sind dagegen richtig liebe Jungs…
Soweit meine dokumentierten Vogelbeobachtungen auf Fetlar. Ornithologie ist nicht so wirklich mein Ding. Zudem fehlte mir ein Fernglas und passende Fußbekleidung. Fetlar ist sehr sumpfig, ohne Stiefel kommt man nicht weit. Und außerdem waren mir die Terns zu aggro.
Das bemerkenswerteste Gebäude auf Fetlar, bzw. es ist eigentlich nur eine Ruine, ist die Brough Lodge aus dem Jahre 1820. Wegen Restaurierungsarbeiten war sie für nähere Erkundungen gesperrt.
Entlang der Küste fand ich wieder zahlreiche Otterspuren: ausgelutschte Seeigel, zerknabberte Krebse usw. Aber leider war weit und breit kein Otter zu sehen. Ein späterer Sichtungsversuch am frühen Abend endete ebenfalls erfolglos und mit sumpfig schwarzen Füßen. Siehe Ottersuche auf Shetland.
Ich möchte zu den nächsten beiden Bildern anmerken, dass es zwar immer noch sonnig und schön war, aber inzwischen wieder sehr stürmisch mit kaltem Wind.
Der Campsite von Fetlar ist… übersichtlich. Es gibt Platz für ein paar Camper, sogar mit Stromanschluss. In dem Häuschen sind Dusche und Klo untergebracht. Aber der Site ist unbewirtschaftet, es kommt lediglich jemand, der die Sanitäranlagen saubermacht. Wenn man ihn antrifft, bezahlt man bei ihm, sonst gibt es eine Donation-Box, in die man selber einzahlt.
An lebenden Wesen beobachtete ich lediglich ein paar Schafe
…und einen Camper, der bei dem starken Wind ordentlich mit seinem Zelt zu kämpfen hatte, bis es endlich stand.
Er kam mit der gleichen Fähre wie ich auf Fetlar an und war zu Fuß und Rucksack unterwegs. Er tat mir ehrlich gesagt recht leid. Ich fand meine Camping-Situation im Auto schon nicht so komfortabel. Aber auf eine windige Nacht im Zelt, hätte ich dankend verzichtet. Wahrscheinlich bin ich alt geworden…
Am nächsten Morgen setzte ich wieder nach Yell über und lernte ein paar echte Wikingernachkommen kennen.