Auf den ersten Blick hätte ich gesagt, Camping in Wales ist nicht viel anders als in England oder Schottland. Aber jetzt im Rückblick fällt mir auf, dass es sehr viele „Farm“-Campsites gibt. Also Camping beim Bauern auf landwirtschaftlichem Grund.
Keine Ahnung, ob es Zufall war, aber ich hab alle vier Nächte bei Bauern gecampt. Die Plätze sind manchmal nicht ganz so professionell aufgezogen, aber das finde ich eher angenehm. Vor allem werden nicht erst lang und breit beim Einchecken sämtliche Familiendaten erhoben. Autokennzeichen reichte meistens – wenn überhaupt irgendwas gefragt wurde.
Was mir an meinen vier Campsites gefallen hat: Viel Platz, die Leute waren nicht so abgedreht wie auf den Club-Campingplätzen und der Preis war human. Die Sanitäranlagen waren teilweise ein bisschen „speziell“ aber völlig in Ordnung.
Am speziellsten war ohne Frage der Waschraum auf der Hook Farm in Marloe Sands. Der Sanitärbereich befindet sich in einem ausrangierten Stall gleich neben dem Wohnhaus. Stall okay, aber warum kommen da die Findlinge aus den Wänden?
Einen eigenen Bereich für Männer und Frauen gab es nicht. War im ersten Moment so verwirrend, dass ich erstmal gesucht hab, wer wo hin soll. Die Waschbecken sehen vielleicht etwas ramponiert aus, aber die Toiletten waren neu und die Kabinen so groß, dass man sich sogar drin umdrehen konnte.
Auch in den Duschen gab es ausreichend Platz. Wenn gerade alle besetzt waren, konnte man sich bequem auf die Bank davor setzen und warten, bis die nächste frei wird. Neben der Bank geht es durch einen Vorhang zu den Waschbecken (siehe oben) und den Toiletten.
Dass es der richtige Campingplatz für mich ist, wusste ich schon an der Hofeinfahrt. Da wo Puffins sind, will ich auch sein – auch wenn sie nur aus Beton sind. Unweit vom Campingplatz befindet sich der Bootsanleger zur Insel Skomer. Dort gibt es dann lebende Puffins. Man kann mit einem Boot Tagesausflüge hin machen. Hätte ich natürlich sehr gerne gemacht, aber mit Hund ging das nicht und ohne Hund ging es auch nicht.
Apropos Hund, was ich auch sehr sympathisch fand, es stand nirgendswo der Spruch, dass er an der Leine sein muss. Ich hab ihm die abrollbare Laufleine mit großem schweren Plastikgriff angehängt. Das Plastikteil, das er dadurch mitschleifen musste, hat seine Abenteuerlust ausgebremst, und er blieb immer hübsch in Autonähe.
Beim Three Cliffs Campsite, meinem ersten Campingplatz in Wales gab es eine wunderbare Aussicht auf die Bucht.
Nachdem ich nach Ankunft in Dover um 2 Uhr die ganze Nacht und den ganzen Tag unterwegs gewesen war und mir schon stundenlang eine Parkanlage angeschaut hatte, fehlte mir leider die Energie, da runter zu walken. Extrem schade!
Der Platz war auch völlig in Ordnung, die Toiletten und Duschen waren vergleichsweise etwas eng, aber sauber und ordentlich.
Campingplatz Nummer drei war in Nordwales in der Nähe von Barmouth. Hier gibt es kilometerlange Strände und die Waliser kommen gerne zum Urlauben her. Dementsprechend findet man einen Campingplatz neben dem anderen. Nachdem der „Profi“ Campsite mit Schranke versehen war und um kurz vor 9 niemand mehr in der Rezeption war, bin ich wieder auf einem Farm Camp gelandet.
Der Campingplatz war tadellos. Das Gelände großartig und die Sanitäranlagen nagelneu. Ich glaub, sie haben ihre Wiese erst kürzlich umfunktioniert. Das Schild mit der „anti social behavior“ Ansage hab ich zum ersten Mal auf einem Campingplatz gesehen.
Auf Campsite Nr. 4 wurde ich von einem Bauern geschickt, bei dem ich wegen Rossi leider nicht bleiben konnte. Da rannten überall die Hühner rum und er hatte Angst, dass sie zur Hunde-Mahlzeit werden könnten. Deshalb leider „no dogs“. Das war mein erster und bislang einziger Campsite, der Hunde verbot.
Der Besitzer von Nr. 4 wollte uns erst auch nicht so recht. Den Grund hab ich nicht so ganz kapiert. Irgendwas von wegen nur Caravans und Camper, keine Zelte. Ich hab ihn dann ein bisschen belabert, dass ich kein Zelt habe und mein Auto doch auch so ne Art Camper ist. Da durfte ich bleiben.
Das Sanitärhäuschen war ganz neu und die Duschen wunderbar. Dazu hatte ich einen herrlichen Ausblick.
Also Fazit: Camping in Wales kann ich sehr empfehlen. Wettertechnisch hatte ich großes Glück, es regnete immer nur kurz. Nach einer halben Stunde kam die Sonne schon wieder raus.