Robyn Davidson durchquerte Ende der 70er Jahre ganz allein die australische Wüste mit vier Kamelen und einem Hund als Begleiter. Ich entdeckte ihr Buch „Spuren“ Anfang der 80er Jahre eines Tages zufällig im Kaufhof.
Das Buch wurde gekauft, noch am gleichen Tag verschlungen und seither hab ich es über 20 Mal gelesen. Für jedes mal Lesen hab ich einen Strich in das Buch gemacht. Aber irgendwann muss das Buch verloren gegangen sein, ich hatte es schon lange nicht mehr in den Händen. Vergessen hab ich es trotzdem nicht. Robyn Davidson war schuld, dass ich mir in den Kopf gesetzt hatte, dass ich auch eines Tages eine einzigartige Reise machen würde, die noch kein Mensch vor mir gemacht hat. Vor ein paar Jahren war ich sogar schon drauf und dran, meine Reisepläne in die Tat umzusetzen. Klappte dann aber nicht wie geplant und musste wieder auf Halde gelegt werden.
Vor drei Wochen hab ich im Kino die Verfilmung von Spuren gesehen. Komisch, dass es so lange gedauert hat, bis dieses faszinierende Abenteuer verfilmt wurde. Ich fand den Film übrigens ganz großartig. Die Synronstimme von Robyn hätte ich mir etwas reifer gewünscht. Sie klingt wie eine unsichere 18-jährige. Sie war damals 27 und im Buch vermittelte sie den Eindruck, das sie ziemlich genau wusste, was sie wollte. Im Film macht sie dagegen oft einen unsicheren Eindruck.
Um sich auf die Reise vorzubereiteten, fuhr Robyn Mitte der 70er Jahre nach Alice Springs ins Outback. Dort wollte sie den Umgang mit Kamelen lernen, sich ein paar wilde Kamele einfangen, sie abrichten und dann die Wüste durchqueren – eine 3.200 Kilometer lange Reise. Es dauerte fast zwei Jahre, bis sie sich endlich auf den Weg machen konnte. Wobei die Zeit in Alice Springs alles andere als ein Zuckerschlecken war.
Um an Geld für ihre Reiseausstattung zu kommen, wandte sie sich schließlich an National Geographic. Die interessierten sich für das Projekt und unter der Voraussetzung, dass ein Fotograf ihre Reise dokumentieren darf, bekam sie den erforderlichen Finanzzuschuss. Thor Heyerdahl hatte sich 30 Jahre vorher ebenfalls an National Geographic gewandt, um seine Kon-Tiki Expedition zu finanzieren. Das Vorhaben schien den Herren jedoch zu waghalsig. Er musste sich andere Financiers suchen.
Für mich ist sie eine große Reiseheldin, die ihren Plan allen Widrigkeiten zum Trotz durchgezogen hat. Jetzt werde ich mich auf die Suche nach ihrem Buch machen. Das muss ja irgendwo sein…