Pleite in Peking – wie man an Geld kommt.

Am dritten Tag in Peking traf es uns hart: Wir waren pleite. Nicht etwa beklaut, sondern den Geldautomaten falsch bedient. Doppeltes Pech, wenn zwei Leute den gleichen Fehler begehen und beide EC-Karten gesperrt sind.

No Card, no Cash

Mit Kreditkarte oder EC-Karte kommt man weltweit fast überall problemlos an Geld, auch in Peking. Fastan jeder Ecke gibt es eine Bank oder einen Geldautomaten. Völlig einfach.

Und es kann doch total schief laufen. Unbedingt auf die Anordnung der Ziffern auf der Tastatur achten! Sonst kann es passieren, dass man den Pin so wie immer (mehr oder weniger nach Gefühl) eingibt und verwundert auf die Fehlermeldung „Wrong Code“ starrt. Ok, noch mal eingeben. Nochmal falsch. Gut, dann eben den nächsten Geldautomaten versuchen. Wieder falsch. Dann beginnt das „Experimentieren“ mit dem Pin, denn mittlerweile weiß man ihn nicht mehr. Und dann, wenn einem endlich auffällt, dass die Ziffern absteigend statt wie gewohnt aufsteigend angeordnet sind, ist es schon zu spät. Die EC-Karte ist gesperrt, der Geldhahn abgedreht.

Die einfachste Möglichkeit wäre natürlich gewesen, nun die Kreditkarte zu zücken und sie in den Automaten schieben. Das setzt allerdings voraus, dass man die Pin kennt. Da ich nie Geld mit der Kreditkarte abhebe, kannte ich diese vier wichtigen Zahlen nicht. Die Karte nützte also nichts. Da standen wir am dritten Tag und hatten noch 200 Yuan (ca. 20 Euro) für 7 Tage Peking und 2 Personen.

Genug zum Überleben, aber Taxifahren, Eintrittsgelder – dafür blieb nun nichts mehr. Ziemlich trostlos. Wir waren bereits dabei, unsere Lebensmittelvorräte zu checken und auf dem Stadtplan rauszusuchen, was wir alles zu Fuß besichtigen können. Da fanden sich doch noch 500 Yuan in Clarissas Reservetasche. Außerdem haben wir zusammen noch 100 Euro Bargeld zusammengebracht und auf der nächsten Bank umgetauscht – an einem Sonntag!

Die Situation sah wieder besser aus. Von den 1700 Yuan haben wir erst mal 150 Yuan (mit großzügiger Reserve) für die Taxi-Fahrt zum Flughafen auf die Seite gelegt. Der Rest wurde in Tagesportionen eingeteilt. Jetzt hatten wir immerhin 200 Yuan pro Tag. Damit kann man gut auskommen. Für die Taxifahrten gingen täglich etwa 30-40 Yuan drauf, dazu die Eintrittsgelder, je nach Sehenswürdigkeit zwischen 10 und 100 Yuan, blieb noch etwas Geld für Getränke und frisches Obst.

Die Verpflegung war kein sonderliches Problem. In Peking hatten wir plötzlich keinen Appetit mehr auf die chinesische Küche. Das lag zum einen an der unsäglichen Hitze, die einem den Appetit auf alles verdarb. Zum anderen an den wenig verlockenden Gerüchen und Abfällen in unmittelbarer Nähe vieler Restaurants und Imbissbuden.

Und nachdem wir eine chinesische Räucherwurst gekauft und probiert hatten, konnten wir überhaupt nichts „chinesisches“ mehr essen. Die Räucherwurst und unsere Geldknappheit führten dazu, dass wir uns 10 Tage lang von Reis oder Nudeln mit Tomatensoße, Gurken und Tomaten ernährt haben.

Es lebe die Kreditkarte

Zufrieden waren wir mit unseren eng kalkulierten 200 Yuan/Tag allerdings nicht so richtig. Also wurde mein Vater beauftragt, Rat bei meiner Bank zu holen. Anrufen konnten wir nicht, zu der Zeit waren Handygespräche im Ausland noch exorbitant teuer. Aber wir hatten ein Telefon in unserem Appartement und meine Eltern hatten die Nummer und konnten uns für wenige Cent anrufen.

Nach Rücksprache mit der Bank rief mein Vater an und meinte, wir sollten es mit Kreditkarte am Schalter versuchen. Das hat tatsächlich geklappt, die Vorlage des Reisepasses war zur Identifizierung ausreichend, Pin war (glücklicherweise) überflüssig. Drei Tage vor dem Rückflug waren wir wieder „reich“ und konnten doch noch ein paar Souvenirs für die Leute daheim einkaufen.

Mein Vater hat nach glücklicher Heimkehr eine ganze Weile rum lamentiert, wie wir sooo doof sein konnten. Als kurz darauf ein Geldautomat in Schweden seine EC-Karte einzog, war Ruhe!

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