Beim Herumwandern in den norwegischen Bergen bin ich auf bodennahe Sträucher mit kleinen schwarzen Beeren gestoßen und hab sie im mutigen Selbstversuch gleich mal probiert. Von Mama und Papa hab ich als Kind nur Blau- und Preiselbeeren „gelernt“. Was die kleinen schwarzen angeht, kenne ich niemanden der sie sammelt und vorratstechnisch irgendwie verwertet. Die waren also NEU! Ich wusste nicht mal, wie sie heißen (shame on me!)
Erstmal zur Beruhigung aller, die gerade gedacht haben „Himmel, die kann doch nicht einfach unbekannte Beeren einwerfen. Wenn die giftig sind…“ Sie sind nicht giftig, und ich hab ja auch nur vorsichtig in eine reingebissen, um den Geschmack zu testen. Weiß man doch von unseren Höhlenmenschvorfahren, wenn’s bitter ist, lass die Finger davon, alles andere kann nichts schlimmes sein….
Vor dem weiteren Verzehr hab ich dann das Internet befragt. Jetzt weiß ich ihren Namen und noch ein paar andere Sachen. Also Crowberries, oder schwarze Krähenbeeren, wie sie auf deutsch heißen, sind genießbar und ungiftig. Sie schmecken säuerlich erfrischend, ein bisschen herbe. Um einiges besser als rohe Preiselbeeren – meine Meinung! Allerdings hab ich nur den Saft rausgebissen, die Kerne und Schale sind hart und enthalten Bitterstoffe.
Vorkommen im Norden und angeblich werden sie in Skandinavien als Kompott gegessen. Echt? Ich kenn keinen, der das macht. Außerdem werden sie in der Saftprodukion als Farbmittel verwendet (?). Gesund sind sie auch, sie sollen doppelt so viel Vitamin C wie Blaubeeren enthalten.
Ja, da frag ich ich doch, wieso haben wir immer nur die ekligen Preiselbeeren gesammelt und zu Kompott verarbeitet?
Irgendwo hab ich gelesen, dass die Grönländer die Beeren einfrieren und im Winter als Süßigkeit lutschen. Find die Seite leider nicht mehr. Da mein Magen die neuen Beeren ohne Murren toleriert, könnte ich mir vorstellen, welche zu sammeln und zu entsaften. Mal schaun…. Ich freu mich jedenfalls, dass ich es gewagt habe, was neues zu probieren – ganz ohne Sicherungsleine und doppelten Boden.
Ja und dann hatte ich endlich die Gelegenheit frische (Hjortron) Multebeeren zu probieren. Die kannte ich bislang nur als Hjortron Sylt = eine Art Marmelade mit Frucht, Zucker, Wasser und Verdickungsmittel. Also viel Wasser und Zucker und weniger Frucht. Diese Verlängerung macht im Fall von Multebeeren durchaus Sinn. Denn sie wachsen vorzugsweise in Feuchtgebieten, in Nachbarschaft mit vielen Mücken und Knots und pro Pflanze gibt es nur eine einzige Beere.
Die Beere entwickelt sich in der Blüte, die erst dann ihre Blätter zurückzieht, wenn die Beere reif ist. Also wenn die Blütenblätter noch dicht an der Beere kleben, ist sie noch nicht soweit.
Konstatiere: Multebeeren zu sammeln ist kein sonderlicher Spaß. Und in manchen Jahren ist die Ernte so schlecht, dass es bei Ikea kein Hjortron Sylt zu kaufen gibt. Ansonsten sind die 5-6 Euro pro Glas auf alle Fälle gerechtfertigt, befindet eine, die sich bei der Suche nach den Beeren mindestens 20 Mückenstiche geholt und nur vier Beeren zum Probieren gefunden hat. Die schlechte Ausbeute kann natürlich auch damit zu tun haben, dass ich nicht im besten Multebeerengebiet unterwegs war.
Auf der Seite moltebeere.de wird beschrieben, dass die Multebeere einzigartig unwiderstehlich schmeckt: süß und feinherb zugleich. Meine Verkostungsbeschreibung lautet: einzigartig ja, unwiderstehlich nein, feinherb ja, aber süß??? Meine probierten Beeren waren ziemlich matschig, also würde ich sagen, sie waren reif. Sie haben etwas herbe geschmeckt und säuerlich. Von Süß war da nichts. Außerdem ist der Saft leicht schleimig. Ich hab jedenfalls nicht verstanden, warum so ein Geschrei um frische Multebeeren gemacht wird. Bei mir kommen die weiterhin nur in Form von Sylt auf den Tisch!
Weil ich drüber geschrieben hab und grad Geburtstag hatte, hab ich mir ein Glas Multe Syltetoy für 9 Euro geleistet. Anscheinend ist die Produktion 2018 angelaufen, denn in der Woche davor gab es nirgendwo Multebeeren Sylt 🙂
Nachtrag: Als ich höher in den Norden kam, gab es auch frische Multebeeren zu kaufen. Frisch = im Eimer eingefroren oder konserviert. Der Kilopreis zwischen 22 bis 25 Euro. Das günstigste, was ich später bei Coop gesehen habe, waren 20 Euro / Kilo.
Als nächstes hab ich mich an diese roten Beeren gewagt. Nein, das sind keine Preiselbeeren, sondern Skrubbær (norwegisch), auf deutsch heißen sie schwedischer Hartriegel, auf schwedisch Hühnerbeeren, weil die angeblich verrückt drauf sind.
Zu finden sind die Beeren (typisch!) in moorigen Gebieten, super von Mücken bewacht. Aber wenn man eine gute Fundstelle hat, dann ist das Körbchen ruckzuck voll. Ich weiß nur nicht, warum man das Körbchen überhaupt füllen soll. Denn viel lässt sich mit den Beeren nicht anfangen (außer man hat Hühner) Sie sind ungiftig – das ist die gute Nachricht. Es steckt ein bisschen Saft in den Beeren, der ist süßlich. Ansonsten haben die Beeren keinen besonderen Eigengeschmack, man könnte sich auch als fade bezeichnen. Ich hab eine handvoll verdrückt und war frustriert, dass da geschmacklich wirklich nichts dran ist. Falls jemand ein gutes Rezept hat, immer her damit! Ist doch schade um die schönen Beeren.
Anfang September hab ich noch Steinbeeren gefunden. Wieder so eine Sorte, die hübsch aussieht, die man in großen Mengen pflücken könnte, die aber geschmacklich nicht viel hermacht.