Ein guter Autofahrer in Peking zeichnet sich dadurch aus, dass er auf den vierspurigen Straßen in einer Tour auf die Spur wechselt und nach rechts oder links hüpft, bis das Ziel endlich erreicht ist. Das ist nicht immer sehr magenfreundlich. Aber wenn man mit einem schlechten Taxifahrer unterwegs ist, der nicht so gut hüpfen kann, steht man stundenlang auf einem Fleck und brütet in der Sonne so vor sich hin, das ist auch nicht angenehm.
Eigentlich müsste alle paar Meter ein umgenieteter Radfahrer liegen. Aber irgendwie schaffen es Auto- und Radfahrer so aneinander vorbei zu kommen, dass nur wenig Schaden zu beklagen ist. Obwohl der Fahrstil in Peking ziemlich furios ist, haben wir kein Auto mit Beule gesehen. Oft haben wir gedacht: „Puh! das war knapp“ aber irgendwie hat es immer noch gereicht…
100.000 Taxifahrer lernen Englisch
Damit die Olympiade-Besucher per Taxi ans gewünschte Fahrziel kommen, hat die Regierung ein Englisch-Programm für Taxifahrer befohlen. Das wurde uns zumindest erzählt. Das soll aber wohl erst nächstes Jahr durchgezogen werden, denn wir sind in den 10 Tagen nicht auf einen einzigen Taxifahrer gestoßen, der Englisch konnte, außer vielleicht „hello“ und „bye, bye“.
Im Mai 2007 war die beste Methode, dem Fahrer auf der Karte zu zeigen, wo man hin will. Meistens sind wird auch dort angekommen. Manchmal haben sie es jedoch nicht verstanden und wir standen einsam und verlassen am Ende der Straße, statt am Anfang, wo wir hinwollten. Dazwischen können ein paar Kilometer liegen. Oder wir wurden am falschen Eingang eines Parks abgesetzt und mussten umdisponieren. Wenn der Taxifahrer nicht lesen und mit der Karte nichts anfangen konnte, haben wir es beim nächsten Taxi versucht. Taxis gab es glücklicherweise wie Sand am Meer.
Da die Taxifahrer eh kein Englisch verstanden, hat Clarissa, die immer als erste einstieg und mit den Fahrern verhandelte, irgendwann nur noch Bayerisch mit den Jungs gesprochen. Was ziemlich lustig war. Der Taxifahrer hat kein Wort verstanden, wir haben kein Wort verstanden und dann hat es doch irgendwie gepasst.
Die Taxi-Mafia
Neben den „echten“ Taxifahrern gab es auch welche ohne Lizenz. Die lauern überall und bieten sich freundlich für super günstige Taxifahrten an. Aber der supergünstige Preis lag dann immer über dem der lizensierten Taxifahrer. Die Preise im Mai setzten sich bei lizensierten Taxifahrern folgendermaßen zusammen: 10 Yuan (= 1 Euro) Grundpreis für bis zu 2 km. Für jeden weiteren Kilometer wurden 2 Yuan auf dem Taximeter berechnet. Als wir einmal auf der Suche nach einem Taxi waren, sprach uns ein Fahrer ohne Lizenz an. Sein Pauschal-Angebot: 30 Yuan für eine Strecke, für die wir auf dem Hinweg 15 Yuan bezahlt hatten. Als wir ablehnten, begann er zu verhandeln. Als wir ihm 15 Yuan anboten, dankte er ab und wir haben uns ein „echtes“ Taxi genommen.
Die „freien“ Taxifahrer treten immer im Rudel auf und erinnern an eine Mafiaorganisation. OK, 30 Yuan sind nicht die Welt, und man kann es den Leuten gönnen, dass sie sich was dazu verdienen. Aber es ist trotzdem Betrug und man schädigt die Taxigesellschaften damit.
Nach dieser ersten Erfahrung haben wir immer nach „Taximeter“ gefragt. Das Wort kennen alle Fahrer, egal ob mit oder ohne Lizenz. Wenn wir ein Taxi angehalten haben, haben wir immer erst nach dem Taximeter geschaut und wenn wir losgefahren sind, auf das knatternde Geräusch gewartet, wenn sich der Zähler auf 0 stellt. Einer von den Mafia-Taxifahrern hat uns versichert, dass er bestimmt ein Taximeter hat. Das stimmte. Als wir dann allerdings im Auto saßen, hat er uns am Handy gezeigt, dass der Kilometer 3 Yuan (statt der üblichen 2) kosten sollte. Wir sind wieder ausgestiegen und haben das nächste Taxi genommen.
Der Taxikäfig
Eine Besonderheit, die in vielen chinesischen Taxis zu bestaunen ist: Die Fahrer sitzen in einem Käfig, um sich vor den Fahrgästen zu schützen. Das sieht ziemlich albern aus, und man bekommt einen leichten Schock, wie gefährlich es in Peking sein muss, dass sich die Fahrer in einen Käfig verbarrikadieren. Aber wenn sie sich besser fühlen…
Bei der einen Käfig-Variante ist der Fahrer rechts und nach hinten durch ein Eisen-Gitter von den Fahrgästen getrennt, wie im Knast. Es gibt aber auch Modelle mit einer Kombination aus Blech und Plexiglas.
Obwohl es in China im Mai sehr heiß war, waren fast alle Taxis mit einem Lenkrad-Muff ausgestattet. So ein Plüschteil, damit man im Winter beim Lenken keine kalten Finger bekommt.
U-Bahnfahren
Zu dem Zeitpunkt, als wir in Peking waren, war das U-Bahn fahren noch sehr übersichtlich. Es gab eine Linie, die im Quadrat um den Stadtkern fuhr. Das klingt wenig, aber grob geschätzt müssten es über 40 km einmal um den „Stadtkern“ gewesen sein. Eine zweite Linie ging quer durch. Die weiteren geplanten Linien sollten strahlenförmig von dem Quadrat abgehen. Auf unserem Stadtplan waren die Linien bereits eingezeichnet, fertiggestellt war aber erst eine.
Aufgrund der wenigen Linien und der englischen Beschriftung (extra für Olympia!) war U-Bahnfahren total einfach. Selbst der Ticketkauf war kein Problem: Der Preis war immer gleich, egal wie weit man fuhr. Und während bei uns unverständliche Automaten rumstehen, die jeden normal Sterblichen in den Wahnsinn treiben, war in Peking noch „Handarbeit“ angesagt. Tickets gab es am Kassenhäuschen und wurden von zwei Kontrolleuren an der Treppe angerissen. Die Dame im Kassenhäuschen spricht im Normalfall kein Englisch, deshalb zeigt man ihr entweder auf der Karte welche Station es sein soll oder man legt direkt 3 Yuan (ca. 30 cent) hin und bekommt sein Ticket.
In unserem Reiseführer (von 2006) war noch zu lesen, dass man die U-Bahn-Stationen durchzählen soll, um an der richtigen auszusteigen. Das ist nicht mehr nötig, alle Stationen sind in chinesisch und englisch ausgewiesen, sowohl auf dem Übersichtsplan in den Zügen als auch in der Station selber. Außerdem wird die nächste Station im Zug auf englisch durchgesagt.
Spaß in der U-Bahn
In der Pekinger U-Bahn gibt es jede Menge ulkige und schwer verständliche Verbots- und Warnschilder. Wer nimmt beispielsweise Ölfässer mit in die U-Bahn? Und was für ein Problem gibt es mit mit der Blumenvase (viertes von links)?
Busfahren
Haben wir nicht ausprobiert, erschien uns aber um einiges komplizierter als die U-Bahn und weil Taxis bezahlbar waren, haben wir das Busfahren gleich gelassen.
Fahrradfahren
Schwer zu sagen, ob es mehr Fahrräder oder Autos in Peking gibt. Von beidem gibt es mehr als viel. Auf alle Fälle wird das Verkehrsbild immer noch stark von Radfahrern geprägt. Und das ist eine echte Show. Einen Tag haben wir uns auf eine Mauer an der Straße gesetzt und Radfahrer geschaut (und natürlich geknipst). Da gab es nichts, was es nicht gibt. Fahrräder, die man nur schwer als Fahrräder bezeichnen kann. Konstruktionen, die aus dem Rad schon fast ein Eigenheim machen. Und natürlich wird alles was irgendwie beweglich ist, auf dem Fahrrad transportiert: von der Omi bis zum Kanalrohr….
To be a Fußgänger in Peking
Immer schnell die Straße überqueren und keinesfalls darauf vertrauen, dass ein Zebrastreifen irgendeine Bedeutung hat, außer einer Straßenverzierung! Meist geht gleich das Gehupe los, sobald man einen Fuß auf die Straße setzt. Generell gilt: Fußgänger haben Rücksicht auf die Autofahrer zu nehmen und nicht umgekehrt. Radfahrer sind nicht ganz so gefährlich, sie umfahren einen mit größerem Abstand als die Autos.
Was als Fußgänger natürlich total nervt, sind die breiten Straßen und dass es nur alle 500 bis 1000 Meter einen Überweg gibt. Mal eben über die Straße gehen, kann mitunter zu einem Tagesausflug werden. Einige Kreuzungen darf man als Fußgänger zwischen 6 und 21 Uhr überhaupt nicht überqueren und muss durch die U-Bahnstation durch. Falls jemand meint, hee, da komm ich schon rüber, dann muss er mit den Hilfs-Sheriffen diskutieren, die einen daran hindern. Man kann auch keinen Bogen um sie schlagen, 5 Meter neben der Kreuzung beginnt ein Zaun, der sich bis zur nächsten Kreuzung zieht.
Also auf den Punkt gebracht: das große Abenteuer in Peking findet auf der Straße statt 😀