Zwei Monate auf den äußeren Hebriden…

Am Morgen der Abreise überraschte mich die Erkenntnis: Ach ja, ich muss gleich losfahren. Nach dem Mittagessen geht es auf die Hebriden… Das kam irgendwie völlig überraschend, als wäre ich nicht wochenlang mit den Vorbereitungen beschäftigt gewesen.

Da steht sie, die Fähre nach Newcastle. Die Anreise mit der längeren (und teureren) Überfahrt hat mir rund 1.000 km bei der Anreise zu den Western Isles gespart.

Viel vom Schiff gesehen hab ich allerdings nicht. Mit Hund wird man direkt in die „Haustierabteilung“ geleitet. Als ich die Kabine noch mal verlassen musste, weil ich was im Auto vergessen hatte, hat Rossi so einen Radau gemacht, dass klar war, das on board Unterhaltungsprogramm muss ohne mich stattfinden. Nix mit Rossi in der Kabine lassen und abhaun… Also haben wir die fast 17 Stunden Überfahrt in trauter Zweisamkeit mit lesen (ich) und schlafen (Rossi) verbracht. Fernseh oder WIFI gab es nicht.

Tipp für Leute, die zum ersten Mal mit Hund oder Katze von Amsterdam nach Newcastle fahren:
Seit 2017 gibt es Haustierkabinen, für Hund plus Halter, oder besser gesagt umgekehrt.

Rossi auf See!

Noch eine Info für Hundehalter: Von Deck 5 gelangt man über eine Treppe auf Deck 6 und den abgesperrten Bereich mit Hundetoiletten. Eigentlich kein Problem. Allerdings sollte man mit seinem Hund vorab üben, dass er eine Art vergrößertes Katzenklo benutzt. Rossi wollte das nicht. Als ich ihn schließlich reingesetzt hab, hat er nur vorwurfswoll geschaut, was er in dem vollgepieselten Sandkasten soll. Also hat er nicht, und musste insgesamt 18 Stunden durchgehalten, bis wir durch den Zoll waren.

Im Hundehotell sind die Hunde in Boxen untergebracht. Zu festgelegten Zeiten kann man sie besuchen.

Bei meiner Überlegung, dass es von Newcastle bis Ullapool (Fähre zu den Hebriden) nur noch etwas über 500 km sind, die man gut an einem Tag schaffen kann, hab ich nicht bedacht, dass ich nie den direkten Weg nehme. Für die 500 km hab ich einen ganzen Tag gebraucht, und war bei Einbruch der Dunkelheit immer noch nicht in Ullapool…

Von der Fähre runter brauchten wir erstmal einen ausgiebigen Pieselstop für Rossi…

Danach kam ich auf die Idee, dass die Strecke entlang des Hadrian Wall und durch den Kielder Forest interessant sein könnte… Erinnerungsfoto für meine Mutter: Weißt du noch vor 30 Jahren im Kielder Forest?

Wegen Hadrians Wall und dem Kielder Forest hab ich von Newcastle aus gut 6 Stunden bis zu diesem Schild gebraucht!

Als ich endlich in Inverness ankam, wurde es bereits dunkel. Und weil es schon 22 Uhr war, war das Thema Campingplatz gegessen. Aber ich hab einen schönen Platz in der „Wildnis“ gefunden und eine erste geruhsame Nacht im Auto verbracht.

Am nächsten Morgen hatte ich noch 4 Stunden, um die letzten 50 km bis Ullapool rechtzeitig zur Fähre zu schaffen. Da reichte die Zeit noch für einige Fotostops.

Unten liegt Ullapool.

Esst Fisch, ihr guten Leute!

Wir setzen uns durch!

Die neue Kollektion 2017

Hurra, wir fahren auf die Hebriden. Es ist warm und sonnig und nur wenig Wind.

Als ich erzählt habe, dass ich nach Großbritannien fahre und meine Auszeit nutzen will, um mein Englisch aufzufrischen, klang das für die meisten eine gute Idee. Als ich Großbritannien mit Schottland und dann noch mal mit den Äußeren Hebriden konkretisierte, schien die Idee nicht mehr ganz so erfolgversprechend. Die Schotten reden ja (angeblich) nicht viel und auf den Hebriden sprechen sie noch dazu gälisch.

Falsch, falsch, falsch: Die Schotten sind ein absolut redseliges Völkchen. Das kann ich beurteilen, denn ich war schon mal in Jütland! Da findet man wirklich nur mit Mühe einen Menschen, der sprechen will. Hier dauert es keine 10 Minuten, dann kommt bestimmt jemand vorbei, der Lust auf ein Schwätzchen hat. Selbst, wenn man irgendwo in der Pampa herumspaziert oder rumhängt. Vielleicht wird es nur ein kurzes Gespräch, vielleicht nur Wetter oder Hunde. Aber es gibt ein Gespräch.

Rossi hat das auch schon voll raus, dass die Menschen hier viel netter sind als bei uns zu Hause. Kaum hält irgendwo ein Auto, schon steht er an der Tür und wartet, dass jemand aussteigt und ihn streichelt. Und das wird er auch. Anders als bei uns muss ich keine Angst haben, dass jemand über meinen aufdringlichen Hund schimpft oder ihn anschnauzt, dass er verschwinden soll. Er geht halt gerne zu allen Leuten hin, sagt Hallo und dass er es total mag, wenn man ihn streichelt. Und das verstehen die Leute hier, dass dieser Hund unbedingt gestreichelt werden muss. Meistens kommen sie schon von selber zu diesem Zweck auf uns zu.

Also, wenn du mit ganz vielen Menschen reden möchtest: Fahr mit dem Hund nach Großbritannien. Und wenn du sicher sein willst, dass du dich mit den vielen Leuten in einem verständlichen Englisch unterhalten kannst, dann auf die Äußern Hebriden fahren. Da hier Gälisch gesprochen wird, ist Englisch für die meisten die Zweitsprache und wird ohne irgendwelche regionalen Dialekte verkorkst, die kein Mensch versteht. Die sprechen in etwa das gleiche Englisch wie du es in der Schule gelernt hast.

Ich bin jetzt gerade einen Tag hier und hab mich in der Zeit mit mindestens genauso vielen Menschen unterhalten, wie zu Hause während einer ganzen Woche.

Die spannendste Begegnung war die mit Uilleam Aonghas – auf Englisch William Angus. Wir haben uns nördlich von Stornoway auf einem Strandparkplatz getroffen. Angus wollte gerade mit seinem Schnauzer Doogie an den Strand gehen. Doogie musste warten und Rossi auch. Ich glaub wir haben fast eine Stunde geschwätzt. Ich hatte ja nichts besonderes vor.

Er war bei den Royal Scots und unter anderem sechs Jahre in Deutschland: Dortmund, Düsseldorf und Berlin. Er war auch in Malaysia und Borneo. Ein deutscher Millitärkollege hat ihm das deutsche Liedgut nähergebracht, was er mir mit einer guten Singstimme unter Beweis stellte. Noch eine wichtige Info: Angus ist verrückt auf Schwarzwälderkirsch Torte. Schon beim Gedanken dran läuft ihm das Wasser im Mund zusammen.

Als ich erzählte, was ich beruflich mache, erfuhr ich, dass Angus gälische Gedichte schreibt und er schon zwei Bücher verfasst hat.

Eines seiner Bücher hatte er im Auto dabei. Das hab ich geschenkt bekommen!!! Auch wenn ich keine drei Worte Gälisch kann. Eigentlich nicht mal eins. Angus meinte, das macht nichts, ich soll es in den Bücherschrank stellen, zur Erinnerung an unsere Begegnung. Ist das nicht schön? Ich denke da wieder an die Weihnachtsferien in Jütland, wo einem die Leute nicht mal guten Tag sagen wollten.

Später am Nachmittag hab ich einen anderen Camper getroffen, der schon seit März auf den Hebriden ist. Terry ist insgesamt schon seit 50 Wochen mit seinem selbst ausgebauten Bus und zwei Terrier unterwegs. Die beiden sehen knuffig aus, sind aber nach seinen Worten echte Killer. Er hat mir Tipps gegeben, wo man nachts gut mit dem Auto stehen kann. Campingplätze werde ich wohl nicht so viele aufsuchen: Der gestern hat 22 Pfund gekostet. 11 Pfund fürs Auto (warum? das macht doch nichts außer rumstehen) 4 Pfund für mich, 4 Pfund für Strom, 3 Pfund für Internet. Rossi war gratis. Der Platz war okay, aber sehr eng gesetzt.

Weitere Fotos der ersten Tage…

Auf den Hebriden gibt es schwarze Wildkanninchen!

Rossi hat was gaaaaanz gefährliches entdeckt. Huuuuh…

Rossi möchte sich als Police Dog bewerben! Er hat schließlich schon ein ganz gefährliches Ding am Strand aufgespürt!

Die nachfolgenden Fotos sind für Andrea und alle anderen Pferdefans 🙂

Die schönsten Beine auf den Hebriden!

Der Kerl hat so heftige Hörner, dass er gar nicht richtig kucken kann!

Einer von vielen traumhaften Stränden.

Hiking in den Highlands…

Der Weg über die Bridge to nowhere endet mitten im Moor, die Straße wurde nie fertig gebaut…

Mein Stellplatz in der zweiten Nacht.

Violet hat ganz besondere Blumen…

… aus Harris Tweed

Im Hafen von Stornoway

Ducktales…

Es kann nur einen geben: Rossi der Higlander

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